Das hat ja diesmal nicht lange gedauert. Nach 2013 steckt das deutsche Traditionsunternehmen Loewe erneut in finanziellen Schwierigkeiten. Beim letzten Mal konnte die Insolvenz mit Hilfe eines Investors abgewendet werden, nun meldet das Unternehmen aber erneut Insolvenz an. Dabei handelt es sich um eine Insolvenz in Eigenverwaltung.
Der Unterschied zu einer klassischen Insolvenz ist hier, dass das Management weiterhin in der Verantwortung bleibt und von einem gerichtlich bestellten Insolvenzverwalter begleitet wird. Im anderen Fall übernimmt der Insolvenzverwalter die gesamte Kontrolle über das Unternehmen.
Was nun hier besser ist, steht noch in den Sternen. Seit meinem Kontakt mit der Firma Loewe redet man dort davon, sich vom reinen TV-Geschäft entfernen zu wollen und stattdessen auf Smart Home Systeme setzen zu wollen. Das war bereits im Jahr 2016.
Nun drei Jahre später hat man offenbar wenig dazugelernt, denn man wollte damals die bekannten und ausgetretenen Pfade in Sachen TV nicht verlassen. Allerdings kann man auf diesem Weg schon einmal die Übersicht verlieren, wenn diese Pfade inzwischen so tief sind, dass man nicht mehr über den Rand schauen kann.
Und das scheint hier wieder einmal der Fall zu sein. Ja, das Geschäft ist hart und man muss sich mit der Konkurrenz aus Korea, Japan und China auseinandersetzen. Aber schon damals erschienen mir TV-Geräte mit Displays der Firma Hisense maßlos überteuert und nur für eine gut betuchte Klientel an Kunden erschwinglich. Wenn man seine Produkte in einer Preisklasse weit über der Konkurrenz anbieten will, dann muss man allen anderen überlegen sein. Aber das funktioniert offenbar nicht, denn der Name Loewe hat einfach keine Strahlkraft beim „normalen“ Kunden mehr.
Da nützt auch eine weitere „strategische Partnerschaft“ nichts – was immer sich hinter dem immer gleichen, hochtrabenden Begriff bei Loewe verstecken mag und diesmal dann eben mit dem japanischen Elektronikhersteller Toyoichi. Und auch der Schachzug, mit Hilfe der Audio-Experten von Mimi Hearing Technologies den Klang und damit die Qualität der eigenen TV zu steigern, brachte nicht den gewünschten Erfolg. Dass Mimi weiß wie es geht, beweisen diese in Zusammenarbeit mit beyerdynamic. An denen liegt es also nicht.
2016 und 2017 habe ich meine persönlichen Erfahrungen mit dem Marketing der Firma Loewe sammeln dürfen, deswegen blieb es bei zwei Berichten zu den damaligen Loewe One 40 und One 55. Und das lag nicht an der Qualität der Beiträge, sondern an nicht eingehaltenen Zusagen. Aber das ist Schnee von gestern. Wichtig ist in Fällen einer Insolvenz immer nur das Wohl der jetzt dort beschäftigten 500 Mitarbeiter.
Aber wenn ein Management einen „umfassenden strukturellen und personellen Umbau der Loewe-Organisation und eine Verschlankung des gesamten Unternehmens“ ankündigt, dann betrifft es in den seltensten Fällen diejenigen, die den Karren gegen die Wand gefahren haben, sondern meistens diejenigen, die Tag für Tag ihren Job nach besten Wissen und Gewissen erledigt haben.
Auch wenn das aktuelle Loewe-Management erst vor wenigen Wochen angetreten ist, „um die Marke und das Unternehmen wieder erfolgreich zu machen“, so stinkt der Fisch immer vom Kopf an. Bleibt also nur zu hoffen, dass man sich bei Loewe nicht in das zur IFA 2019 angekündigte Smart Home Entertainment verrennt. Denn eigentlich ist dieser Markt mit zahlreichen anderen Anbietern inzwischen auch gesättigt. Wo will Loewe da noch einen Platz finden?
Vielleicht konzentriert man sich einfach mal wieder auf die eigene Kernkompetenz und überdenkt eigene Strategien? Einfach mal über den Tellerrand hinausschauen, dann klappt es auch wieder mit der Marke Loewe und eigenen TV-Geräten. Ansonsten geht es Loewe wie Metz, die jetzt einem chinesischen Unternehmen angehören.