Das Netz ist voll mit Beiträgen, die sich um die aktuelle Preiserhöhung von Microsoft drehen. Egal auf welcher Plattform beschweren sich Spieler, dass ihnen die Erhöhung von 17,99€ auf 26,99€ zu teuer ist. Und dazu fällt mir nur eines ein:
Hackt es, habt ihr den Schuss alle nicht mehr gehört?
Ja, das entspricht einer Preiserhöhung von 50,03% und dennoch sind auch diese fast 27€ noch immer zu vernachlässigen, wenn man sich einfach mal vor Augen führt, was man als Gamer dafür geboten bekommt und welche Leistungen dahinter stecken. Auch wenn die folgende Aufstellung keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt, so macht sie doch ein wenig deutlich, was alles passieren muss, bis der über die Preiserhöhung quengelnde Gamer vor dem TV den Button „installieren“ drücken kann:
- Das Spiel muss programmiert werden. Das macht niemand aus Nächstenliebe, sondern weil ein gesamtes Team aus Menschen am Ende damit Geld verdienen will/muss, um die Miete, den Strom, Wasser und Lebensmittel zu bezahlen.
- Das Spiel muss so gut sein, dass Microsoft es in den Game Pass aufnimmt. Niemand möchte weder für 17,99€, noch für 26,99€ miese Qualität vorgesetzt bekommen – auch wenn das manchmal passiert.
- Microsoft muss die gesamte Technik im Hintergrund zur Verfügung stellen, damit das Game auch fehlerfrei auf der Xbox oder dem PC des Spielers landet. Da arbeiten im Hintergrund Menschen, die dafür sorgen, dass alle Datenbanken einwandfrei funktionieren. Das beginnt mit der Wartung von Servern und deren einwandfreier Funktionalität, über die gesamte Netzwerktechnik bis hin zur Abrechnung mit dem Team, welches das Spiel programmiert hat. Jeder einzelne davon – und erstaunlicherweise auch das Unternehmen Microsoft himself – möchte damit Geld verdienen. So funktioniert Kapitalismus.
- Am Ende der Kette sitzt der Gamer, der sich jetzt darüber aufregt, dass der Game Pass die erste Preiserhöhung seit Jahren erfährt. Merkst du selber, oder?

Spiele kosten seit Anbeginn der Zeiten um die 60€, damals noch 119,-DM, meine alten Atari-, Sega-Master-, SNES- und alle anderen Hüllen sprechen hier eine klare Sprache. Erst in den letzten Monaten wurde Stück für Stück eine Preiserhöhung von den bisher üblichen im Minimalfall 49€ auf bis zu 80€ eingeführt. Die Software wurde deswegen nicht besser, der Begriff Day-One-Patch sollte jedem inzwischen geläufig sein. Die Zeiten, in denen ich ein Modul oder eine CD für meine Konsolen kaufte und alles lief einwandfrei, sind auch schon lange vorbei. Heute steht alles unter Druck, je eher das Game auf den Markt kommt, desto eher können alle Geld verdienen. Dass das der Software selten zuträglich ist, kennt jeder Zocker aus eigener Erfahrung.
Nun wird sich dieser Zustand mit der Preiserhöhung mit Sicherheit nicht ändern, die Probleme, die aufgrund von Druck entstehen, werden bestand haben. Und dennoch ist der Game Pass für die gebotenen Leistungen noch immer ein Schnäppchen! Statt mir also für 80€ ein Call of Duty: Black Ops 6 zu kaufen, kann ich das auf Knopfdruck installieren. Da das Game vermutlich der übelste Software-Müll war, den ich je im Game Pass heruntergeladen habe, kann ich das genauso schnell wieder löschen. Ich habe also hier alle Vorteile des Game Pass nutzen können, ohne dass ich mich jetzt über ebay um den Verkauf (mit Verlust!!!) dieser Software kümmern muss. Und dieses Erlebnis hat mit Sicherheit schon einmal jeder Abonnent des Game Pass gehabt. Software, die die eigenen Erwartungen nicht erfüllt, wird ohne finanziellen Verlust wieder deinstalliert.

Umgekehrt bekomme ich im Game Pass monatlich mehr Games, als ich ich jemals spielen könnte. Selbst wenn ich die Zeit fände, hier nur ein oder zwei Spiele im Monat intensiv zu zocken, so hätte ich im Gegensatz zum Vollpreis des Games noch immer viel Geld gespart. Dabei ertappe ich mich selbst immer wieder, dass Games, die für mich nicht sofort und ohne große Einarbeitungszeit zu spielen sind, fast sofort wieder von der Festplatte fliegen. Das gilt auch für Triple-A Titel, siehe CoD. Daher genieße ich all die Vorteile, die mir der Game Pass als inzwischen seniler Zocker bietet. Aber das liegt vielleicht auch daran, dass ich andere Zeiten kennengelernt habe.
Früher bin ich alle paar Wochen ins Kaufhaus gelaufen, um zu schauen, ob es neue Games gibt? Zeitschriften, die sich mit Games oder sogar Neuerscheinungen befassten, lagen noch in ferner Zukunft. Und so kaufte man das, was man entweder aus der Spielhalle kannte – zu Zeiten eines Atari waren das Missile Command, Centipede, Asteroids oder Pac-Man – oder man kaufte auf Verdacht ein Spiel, welches man bis dato nicht kannte und verließ sich dabei auf den Text der Verpackung. Dass da oft genug auch ein Griff ins Klo erfolgte, liegt in der Natur der Sache. Erst in den letzten Jahren wurden mit immer besserer Infrastruktur des I-Nets auch Downloads von Games möglich. Dass auch dieses eine lange Vorlaufzeit hatte, erfuhr Sony schmerzhaft mit der Veröffentlichung der PSP Go, die auf den reinen Download setzte. Die Konsole wurde von den Spielern ignoriert und verschwand still und leise wieder aus dem Handel. Heute gibt es dagegen kaum noch physikalische Games mit Hülle.
Um das alles auf den Punkt zu bringen:
Hört auf zu jammern, weil Qualität Geld kostet. Kündigt euer Game Pass Abo und kauft euch Spiele wieder zum Vollpreis. Spätestens nach dem zweiten (teuren) Fehlkauf aktiviert ihr euer Abo ohnehin wieder. Zwei Fehlkäufe liegen übrigens bei knapp 150€ – für diese Summe hättet ihr auch nach der Preiserhöhung gut 5,5 Monate den Game Pass mit Hunderten von Spielen nutzen können.
Ich werde dabei bleiben und wenn ich die Zeit zum Zocken finde, werde ich mir wieder irgendeinen coolen Indie-Titel herunterladen. Hollow Knight: Silksong hätte ich ohne den Game Pass vermutlich niemals angefasst.
