Kinners, wie die Zeit vergeht. Kaum sechs Jahre ziehen ins Land und schon erscheint der Nachfolger zu einem der besten Mario Jump`n`Runs aller Zeiten. Und da ein „Very New“ im Titel doch etwas dämlich geklungen hätte, geht man bei Nintendo den klassischen Weg der Titelwahl und hängt einfach eine 2 an, fertig ist New Super Mario Bros. 2 für den 3DS.
Wie immer erwartet der Spieler von einem neuen Mario das ganz Besondere, etwas, das noch nie dagewesen ist, was ihn erneut Stunden, Tage und Wochen vor seiner Konsole fesselt. Und spätestens hier scheiden sich die Geister, denn Nintendo setzt trotz der 2 im Titel auf Bewährtes. Keine Versuche, keine Experimente und nichts, was nicht schon einmal auf die eine oder andere Weise in einem Spiel verwendet worden wäre. Ist das New im Titel nun noch zeitgemäß und ist das nun gut oder schlecht? Keine Ahnung, das darf der Mario-Spieler selbst entscheiden.
Aber für diesen Test starte ich mal einen Versuch. Denn ich habe New Super Mario Bros. auf dem DS nicht wirklich gespielt, jedenfalls nicht so intensiv, als dass ich mir ein tiefschürfendes Urteil erlauben könnte. Ich gehe also unvoreingenommen an diesen Beitrag. Aber ich bin begeisterter Zuschauer meiner Tochter. Sie hat das Teil durch, nicht nur einmal, sondern das Spiel liegt noch heute immer wieder im Modulschacht. Sie kennt jeden Level, jeden Geheimgang, weiß, wo jede Sternmünze und jedes Extraleben liegt und wie man welchen Endgegner innerhalb von Sekunden erlegt. Was liegt also näher, als New Super Mario Bros. 2 einmal von zwei Seiten zu betrachten, nämlich der des Gelegenheitszockers und der des Mario-Profis?
Leveldesign:
Kennt man einen, kennt man alle. Was man erwartet, bekommt man zumindest im Leveldesign geboten. Die bekannten Welten, angefangen bei der bekannten Oberwelt-Karte über die verschiedenen Level wie Eis- und Wüstenwelten, bis hin in die Burgen der Endgegner, es gleicht ein Mario-Leveldesign dem anderen. Ist das schlecht? Nein, im Gegenteil, denn ich stehe gerade bei einem Mario Jump`n`Run nicht auf Experimente. Dafür gibt es Titel wie Paper Mario oder das letztens erschienene Super Mario 3D Land. Und da ich ohnehin kein 3D erkennen kann, benötige ich den Effekt hier auch nicht. So sitze ich vor gut 80 Level im bekannten Design und versuche – ich hoffe, ich verrate jetzt nicht zu viel – Peach zu befreien.
New Super Mario Bros. spiele ich auf dem DS einhändig im Schlaf. Es gibt nichts, was ich nicht gefunden hätte. Und trotzdem ist mir der Titel bis heute nicht langweilig, ich liebe Mario. Von daher freue ich mich seit Wochen auf den Nachfolger und habe gehofft, dass Nintendo am Spielverlauf und an den Leveln nichts ändert und nichts Neues versucht. Und genauso ist das! Die Oberwelt bringt mich wieder von Welt zu Welt, die Toad-Häuser helfen mir erneut mit Extras und in der Festung am Ende des Levels erwartet mich ein Endgegner. Und auch die Warp-Kanonen sind wieder da, die mich in unbekannte Welten befördern.
New Super Mario Bros. 2 bietet einen 3D-Effekt, den ich aber nach wenigen Minuten abgeschaltet habe. Zu matschig und grell werden die verschiedenen Hintergründe. Mich hat das irritiert und außerdem braucht ein so klassisches 2D-Jump`n`Run keinen 3D-Effekt. Mir erscheint der nur aufgesetzt, weil das Spiel für den 3DS erscheint und damit erwartet wird.
Spielablauf:
Hüpfen, ducken, auf den Kopf springen, bis hierhin nichts Neues. Das einzige, was mich von Anfang an ein wenig nervös macht, ist der Aufdruck auf der Hülle: Sammle eine Million Münzen … ich bin froh, wenn ich halbwegs unbeschadet das Levelende erreiche. Nun soll ich auch noch Münzen sammeln? Ist es das, was den Unterschied zwischen „find ich zu leicht“ und „ist bockschwer“ ausmachen soll? Aber es ist tatsächlich so: Gehe ich auf die Jagd nach Münzen, statt mich auf das Beenden des Levels zu konzentrieren, bin ich gefordert. Der eine Hüpfer zu viel und schon endet ein Bildschirmleben. Ist es tatsächlich so einfach, mich zu manipulieren, reicht dazu die simple Aussage „Sammle eine Million Münzen und es gibt eine Überraschung“?
Offensichtlich ja, aber zum Glück finde ich Extraleben an jeder Ecke. Und wenn ich mich allzu dumm anstelle, bekomme ich bei fünf verlorenen Leben an der gleichen Stelle sogar einen Unverwundbarkeitsanzug. Nintendo hat ein Herz für Lutscher wie mich. Damit meine Motivation nicht leidet, finde ich obendrein Münzen ohne Ende. Und auch der neue goldene Block, den Mario neben Feuerblumen- oder Waschbärkostüm anlegen kann, unterstützt mich dabei. Trage ich diesen, fallen Münzen bei jedem Schritt und jedem Hüpfer. Manchmal komme ich mir schon vor wie König Midas, der alles was er berührte, zu Gold machte.
New Super Mario Bros. 2 spielt sich wie sein Vorgänger. Level werden von links nach rechts durchgespielt und auch die bekannten Kostüme sind wieder dabei. Der einzige Unterschied ist diesmal, dass ich Münzen sammeln muss. Das tue ich aber nicht nur, um Extraleben zu ergattern, sondern um bei einer Million Münzen eine Überraschung zu erhalten. Dafür gibt es nun in den Leveln massenhaft Schalter, die Steine in Münzen verwandeln, die ich dann innerhalb eines Zeitlimits einsammeln muss. Manchmal hilft dabei ein Mini- oder Riesen-Mario, die aber viel zu selten auftauchen. Aber nicht nur die Schalter bringen Münzen, denn auch ein goldener Block auf Marios Kopf sammelt Schritt für Schritt Münzen. Nebenbei gibt es noch einen goldenen Ring und eine goldene Blume, die – jajaja und lalala – alles in Münzen verwandeln, was sich über den Bildschirm bewegt. Und wenn man eine Welt erledigt und den Endgegner besiegt hat, verwandelt sich der erste Level in einen Regenbogenlevel in dem man – drei Mal dürft ihr raten – Münzen sammeln muss.
Neben der Sammelei geht es aber wie immer darum, das Ende des Levels zu erreichen und am Ende der Welt einen Bossgegner in Form eines der Koopa-Kids zu schlagen. Und hier habe ich das Gefühl, dass Nintendo ganz schwer am Schwierigkeitsgrad nach unten gedreht hat, denn so leicht wie hier wurden Endgegner noch nie besiegt. Das Spiel bezieht seinen Schwierigkeitsgrad also nur aus der Jagd nach Münzen und dem Suchen der drei Sternmünzen pro Welt. Und wofür brauche ich einen Anzug, der unbesiegbar machen soll?
Alles andere:
Um dem gelegentlichen Mario-Zocker (ich) und dem Profi (Kira) gleichermaßen gerecht zu werden, hat Nintendo einen sogenannten Münzrausch eingeführt. In diesem werden drei bereits durchgespielte Level aneinander gereiht und ich muss diese mit nur einem Leben durchspielen, um möglichst – ja, ja – viele Münzen zu sammeln. Mit einem Wort: Schwer … es sei denn, ich trete mit einem unbesiegbaren Mario im weißen Waschbärkostüm an.
Nintendo bietet nach eigener Aussage demnächst, neben den drei im Spiel vorhandenen, weitere Münzrausch-Level an, die aber per DLC gekauft werden müssen. Hoffentlich lohnt sich das, ich befürchte da nämlich einen ähnlichen Schwachsinn wie auf der XBOX: DLC um jeden Preis, notfalls auch auf Kosten der Qualität.
Den Koop-Modus konnte ich bisher in Ermangelung eines zweiten 3DS und eines zweiten Moduls bisher nicht testen, hole das aber bei Gelegenheit nach. Sollte dieser Modus auch nur annähernd so chaotisch ausfallen wie bei New Super Mario Bros. Wii, ist der aber geschenkt.
Der Münzrausch unter Zeitdruck ist der Zuckerguss auf einem tollem Spiel mit leider viel zu kurzem Umfang. Ohne Extras drei Level an einem Stück zu spielen, um noch mehr Münzen zu sammeln und damit irgendwann die Million zu erreichen, macht Spaß und fordert zumindest am Anfang auch. Aber nach kurzer Zeit hat man die Level im Kopf und es reiht sich Münze an Münze. Mir hätte es aber besser gefallen, wenn hier eigenständige Level verwendet worden wären, anstatt solche, die ich bisher schon im Spiel gesehen habe. Der Anreiz, den Münzrausch zu schaffen wäre noch größer gewesen, vor allem, wenn man das weiße Waschbärkostüm weggelassen hätte, das unbesiegbar macht.
Fazit:
Micha:
Münzen sammeln macht kein neues Spiel, auch wenn man an New Super Mario Bros. 2 technisch einfach nichts mehr verbessern kann, ohne vielleicht alte Fans vor den Kopf zu stoßen. So bin ich hin und her gerissen, zwischen „kenn ich schon, aber schön, dass alles beim Alten ist“ und „fällt denen nichts Neues mehr ein?“. Einzig der Umfang und der Schwierigkeitsgrad kann dem Profi den Spielspaß vermiesen, denn beides ist ziemlich weit unten angesiedelt. Da hilft auch kein den Umfang streckender Münzrausch.
Ach ja … Münzrausch und wie oben bereits erwähnt:
Nintendo, hütet euch bitte, bitte davor, auf den Zug der Marktbegleiter aufzuspringen und Spieler zu melken. Zusatz-Inhalte sind mal ganz nett, aber wenn der Umfang eines Moduls darunter leidet, dass später Download-Content nachgekauft werden muss, hört der Spaß in der Zwischenzeit nicht nur für mich auf. Da können noch so viele Marios und Luigis herum hüpfen! Ich bin nämlich nicht mehr bereit, etwas Virtuelles herunter zu laden und dafür zu bezahlen, obwohl das von Anfang an auf das Modul gepasst hätte!
Kira-Angelina:
In New Super Mario Bros. habe ich Monate verbracht, seinen Nachfolger habe ich im ersten Durchgang in knapp neun Stunden durchgespielt und eine neunte Welt freigeschaltet. Zu einfach und zu kurz ist der neue Mario. Auch wenn es bestimmt wieder eine Weile dauert, wirklich alle Sternenmünzen zu finden und die Million voll zu machen, mir fehlt hier etwas, ohne dass ich sagen könnte, was genau das ist. Vielleicht liegt es einfach daran, dass an den Titel keine 2, sondern eine 1.2 gehört hätte?
New Super Mario Bros. 2 ist unbestritten wieder ein tolles Spiel geworden und der Mario-Fan bekommt alles, was er sich wünscht: Die Steuerung und der Spielablauf sind perfekt, es gibt nicht einen einzigen Fehler. Alle (bereits bekannten) Welten sind wieder mit viel Liebe zum Detail gestaltet, jeder Gegner ist zu besiegen, aber das war es irgendwie auch.