Die Welt der Soundformate – Dolby
Wer sich heute auf die Suche nach einem AV-Receiver für das Gaming oder Heimkino begibt, um seine Spiele, die Blu-ray oder das Streaming in bestmöglicher und vor allem räumlicher Soundqualität zu genießen, dem kann schon mal der Kopf aufgrund der vielen verschiedenen Soundformate schmerzen. Da steht im besten Falle was von Dolby und/oder DTS, was für das Heimkino ja das Maß der Dinge sein soll, aber was bedeuten die verschiedenen Abkürzungen oder Formate eigentlich und was brauche ich dafür, um das richtig einzusetzen und genießen zu können? Wir versuchen hier kurz und knapp ein wenig Licht ins Dunkel zu bringen, ohne euch mit technischen Details zu nerven.
Dolby Surround
Eines der Tonformate für den besten Heimkino-Sound auf mehreren Lautsprechern ist seit den 1980er Jahren Dolby. In den Anfangszeiten gab das Format Dolby Surround drei, später dann vier Kanäle aus. Die ersten Surround-Anlagen bestanden zu diesem Zeitpunkt tatsächlich aus zwei Stereo und zwei Surround-Lautsprechern, der Center-Speaker für verbesserte Sprachausgabe kam erst später hinzu. Gerade die heute kaum noch bekannte Laser-Disc unterstützte diese 4 Kanäle, die Grundlage für echtes Heimkino war geschaffen.
Dolby Pro Logic und Pro Logic II
Bei genauer Betrachtung ist Dolby Pro Logic eigentlich kein echtes Format für Raumklang, sondern dekodiert diesen aus einem Stereo-Signal. Mit Dolby Pro Logic II erhielt das Format im Jahr 2000 eine Erweiterung um einen zusätzlichen Kanal und den Subwoofer. Damit hatte man ab diesem Zeitpunkt ein echtes 5.1 System, wie es heute noch bei analogen TV-Signalen und bei älteren Spielkonsolen zur Anwendung kommt.
Dolby Digital und Digital Plus
Dolby Digital, heute auch AC-3, ist ein Mehrkanal-System, welches im Kino, auf DVD, Blu-ray und den längst vergessenen HD-DVDs zum Einsatz kam. Dies war der Übergang vom analogen zum digitalen Klang. Dolby Digital Plus wurde erstmals 2005 präsentiert und wurde durch die geringere Bandbreite an Daten bei besserer Soundqualität auch für das Online-TV von Streaming-Diensten entwickelt.
Dolby True HD
Auch Dolby True HD ist ein Mehrkanal-Standard, allerdings ohne jegliche Datenverluste. Somit kam dieses Format hauptsächlich auf Blu-rays zum Einsatz, da damit den Tontechnikern alle Möglichkeiten an die Hand gegeben wurden, den bestmöglichen Raumklang zu gestalten.
Dolby Atmos
Mit Dolby Atmos gab es im Sound eine echte Revolution. Nicht nur, dass nun Höhenkanäle hinzukamen, der Sound änderte sich auch von Kanal-basiert zu Objekt-basiert. Das heißt, dass der Ton nicht mehr an die einzelnen Lautsprecher angepasst wurde, sondern an den sich bewegenden Objekten einer Szene. Diese müssen dabei nicht einmal auf dem Bildschirm sichtbar sein, sondern können sich überall im Raum befinden, also auch hinter dem Zuschauer.
In der Realität heißt das, der Tontechniker schiebt bei einem fliegenden Raumschiff in einem SciFi-Film nicht mehr den Ton von einem Lautsprecher zum nächsten, was zwangsläufig zu klanglichen Überlagerungen an den Schallwandlern führte, wenn zahlreiche Objekte gleichzeitig auf dem Bildschirm dargestellt wurden, sondern er fixiert jetzt ein Objekt anhand von Positions- oder Meta-Daten. Somit folgt der Klang in der Lautstärke nun genau der Flugbahn dieses Raumschiffes – und das über alle Lautsprecher hinweg, unabhängig davon, wie viele Schallwandler angeschlossen sind und ob dieses Objekt überhaupt sichtbar ist. Dieses wiederum erzeugt den Eindruck von Bewegung, da hier verschiedene Boxen in verschiedenen Lautstärken angesprochen werden. Man spricht hier von dynamischen Audio-Objekten.
Nun fliegt aber in einer Action-Szene in einem Weltraum meistens mehr als nur ein Raumschiff. Wer Star Wars kennt weiß, dass da bei den zahlreichen Schlachten im Weltraum unfassbar viele Flugobjekte unterwegs sind. Jedes dieser Raumschiffe, jedes Abwehrfeuer der Sternenzerstörer und jeder Laserstrahl ist ein eigenes Objekt, welches an einen Bewegungsvektor gekoppelt ist und sich damit um den Mittelpunkt, also dem Zuschauer, bewegt.
Um es bildlich einfach zu erklären:
Stell dir eine Halbkugel vor, in dessen Mitte dein Sofa und davor dein TV stehen. Nun denke dir zahlreiche Punkte hinzu, die sich auf dieser Halbkugel hin und her bewegen und von denen jeder Punkt sein eigenes Geräusch macht. Einer dieser Punkte bewegt sich nun von vorne über deinen Kopf hinweg und verschwindet aus deinem Sichtfeld. Aber nur, weil du diesen Punkt nicht mehr siehst, ist er deswegen auch verschwunden. Der Punkt ist immer noch vorhanden und macht weiterhin ein Geräusch, welches du noch immer hören kannst. Nun wandert dieser Punkt nach hinten. Jetzt kann sich dieser Punkt immer weiter von dir wegbewegen – er wird also leiser – oder aber hinter dir verweilen, die Lautstärke verändert sich nicht. Nur durch die unterschiedliche Lautstärke, die dieser Punkt macht, nimmst du diesen als entweder in Bewegung oder aber als statisches Objekt hinter dir wahr. So simpel funktioniert Raumklang.
Um solche Effekte in Dolby Atmos wirklich genießen zu können, sind Höhenkanäle nötig, also Präsens- oder Deckenlautsprecher, die über den Köpfen der Zuhörer montiert sind. Es kommen also mindestens zwei solcher Lautsprecher hinzu, um die oben beschriebenen Effekte überhaupt wahrnehmen zu können. Man spricht daher dann von einem 3.1.2 als kleinste, für Dolby Atmos notwendige Konfiguration.
Diese Höhenlautsprecher können an der Decke montiert werden oder aber als Präsenslautsprecher auch an der Wand über dem Sweep Spot, also dem Platz, auf dem man seine Games und Filme genießt. Besteht dazu keine Möglichkeit, gibt es auch Höhenlautsprecher, sogenannte Reflektionslautsprecher, die auf die am Boden stehenden Lautsprecher aufgelegt werden und den Klang zur Decke strahlen, welcher von dort zum Hörer reflektiert wird.
Wie man sich ein solches Heimkino aufbaut, findest du im Beitrag Gaming-Sound erklärt – Surround
Richtig cool wird Dolby Atmos aber erst ab einer Konfiguration von 5.1.2, also einem klassischen Surround-System mit einem Center-Speaker, zwei Stereo-Speakern, zwei Surround-Lautsprechern hinter oder neben dem Zuschauer (5), einem Subwoofer (5.1) und zwei Höhen-Lautsprechern (5.1.2). Somit sind bei Dolby Atmos ab dieser kleinen Surround-Konfiguration Systeme mit theoretisch bis zu 34 Lautsprechern möglich, wobei vier davon als Höhenkanäle eingesetzt werden können.
Natürlich wäre ein klassisches Wohnzimmer damit überfordert, aber je mehr Lautsprecher aufgestellt werden können, desto lebendiger und immersiver wird der Klangteppich eines Spiels oder Films, auch ohne die Enge eines Kopfhörers. Deswegen stehen für den klassischen Heimbereich hochwertige AV-Receiver mit bis zu 11 Kanälen zur Verfügung, mit denen ein großes 7.1.4 System aufgebaut werden kann – vorausgesetzt, der Platz gibt das her und man bekommt diese zahlreichen Meter an Kabeln ordentlich verlegt.
Dolby Atmos ist selbstverständlich abwärtskompatibel zu den vorangegangenen Formaten und auch wer keine Decken- oder Höhenlautsprecher hat, verliert keinen Ton. Hier werden die Sound-Informationen dann einfach dem nächsten Lautsprecher per sogenanntem Downmix zugeordnet. Allerdings ist dann natürlich das Soundbild nicht mehr so sauber, wie es eben mit den Höhen-Lautsprechern wäre. Der Downmix funktioniert sogar herunter bis zu einem klassischen Stereo-System.
Dolby Virtual Speaker
So großartig echter Raumklang ist, so häufig sprechen die räumlichen Gegebenheiten gegen den Aufbau eines umfangreichen Heimkinos. Dennoch muss man Dank Dolby Virtual Speaker nicht auf ein Raumklang-Erlebnis verzichten. Zahlreiche Soundbars zum Beispiel verwenden genau diese Virtualisierung, um Lautsprecher zu simulieren. Durch entsprechende Zeit- und Frequenz-Verschiebungen des Tons werden damit unserem Ohr Lautsprecher vorgegaukelt, die tatsächlich nicht vorhanden sind. Dies funktioniert besonders gut bei den Höhenkanälen, da hier tatsächlich der Eindruck von Räumlichkeit entsteht. Aber selbstverständlich kann virtualisierter Raumklang echten nicht ersetzen, da hier einfach die räumliche Ortung von Klängen nicht so auf den Punkt dargestellt werden kann. Dennoch ist es eine bezahlbare Alternative zum kompletten Heimkino.
Wie du deine Soundbar richtig anschließt, liest du bei Gaming-Sound erklärt – Soundbar nach.
Copyright Bilder: Dolby