Ich bin ein großer Fan von eher dunklen und düsteren Spielen, in denen man Gegnern eher mit etwas Geschick ausweichen sollte und man nicht wie in vielen anderen Games einfach auf alles schießt, was sich bewegt. Daher kam ich nicht umhin, Thief auf der PS4 zu spielen. Das Spiel ist zwar bereits im Februar 2014 erschienen, aber bei einem Preis von unter 10,-€ darf man zugreifen. Wer damals wie ich an dem Spiel vorbeigelaufen ist, erhält eben jetzt einen kurzen Einblick.
In Thief spielt man einen Meisterdieb namens Garrett, in einer postindustriellen Stadt deren Namen man jedoch im ganzen Spiel nicht erfährt. Der Baron der Stadt versucht mithilfe einer übernatürlichen Kraft namens „Urkraft“ seinen eigenen Wohlstand zu steigern, dabei entfesselt er jedoch noch etwas, so dass eine pestähnliche Krankheit namens „Schwermut“ ausbricht. Was als schönes Schleich- und Diebesspiel beginnt, wandelt sich somit schnell in ein übernatürliches apokalyptisches Fantasie Drama.
Zu Beginn erledigt man für seinen Hehler einige kleinere Aufgaben, z.B. einen Einbruch in einen Juwelier, bei denen man der Stadtwache und Bürgern ausweichen muss. Dabei ist es notwendig sich in den Schatten zu bewegen und Kerzen und andere Lichtquellen zu meiden und notfalls zu löschen. Später dann versucht man die Verschwörung des Barons aufzuklären und seinen Versuch, die Urkraft unter Kontrolle zu bringen, zu vereiteln.
Das Spielsystem und die Steuerung haben mir in diesem Spiel besonders gefallen, vor allem die Möglichkeit die Missionen auf unterschiedliche Weise zu spielen. Zum einen kann man diese als Phantom angehen, in dessen Verlauf man ungesehen und ungehört alle Gegner in den Schatten umgeht. Diese Vorgehensweise dauert sehr lange und sorgt für den einen oder den anderen Frustanfall, da es öfter vorkommt, dass man einzelne Wachen übersieht oder aber auch Hunde oder auch Vögel, die alle als Alarmanlage fungieren.
Die andere Variante: Man spielt als Jäger und lässt keinen Gegner am Leben. Dies ist einfacher, jedoch muss man aus dem Hinterhalt angreifen, da man im direkten Zweikampf nicht den Hauch einer Chance hat. Dazu ist der Charakter mit einem Bogen bewaffnet, mit dem man verschiedene Arten von Pfeilen schießen kann. Neben den klassischen ich-mach-dir-ein-Loch-Pfeilen gibt es Wasserpfeile, die Fackeln aus der Ferne löschen oder Pfeile, mit denen man Seilzüge aktivieren kann.
In jedem Level gibt es dutzende Schätze zu stehlen, Türen zu knacken, Wände zu erklimmen und Safes zu finden und zu öffnen. Um wirklich alle Schätze zu finden benötigt man nicht nur viel Zeit und Geduld, sondern auch ein scharfes Auge. Die Level sind immens groß und teilweise sehr verwinkelt. Türen und Schlösser zu knacken geht dank der sehr eingängigen Steuerung mit etwas Geschick zwar sehr schnell, doch alle Safes zu finden ist hingegen zeitaufwendig. Denn diese sind meist hinter Gemälden versteckt und mit Zahlenschlössern versehen, deren Zahlenkombination man in der Nähe auf herumliegenden Dokumenten findet.
Was mich begeistert hat, war die Einbindung aller Funktionen der Playstation-Controller. Die Entwickler haben das Touchpad als Inventarcontroller implementiert und die Controller Lampe leuchtet auf, wenn man im Spiel ins Licht tritt.
Neben guter Steuerung ist die Handlung eher lau. Vor allem die übernatürlichen Sequenzen und die zombiartigen Feinde im späten Teil des Spiels erweckten bei mir den Eindruck, der Handlung noch irgendeinen Feinschliff geben zu müssen, der aber gar nicht nötig gewesen wäre.
Deswegen haben mich die fast vierzig Nebenmissionen positiv überrascht, denn diese waren die typischen Diebesmissionen, die ich mir eigentlich vom ganzen Spiel erhofft hatte. Diese Missionen spielen allesamt in der Stadt , die in verschiede Bezirke unterteilt ist. So schön jedoch diese „Open-World“ ist, hier fällt eines der größten Probleme des Spiels auf – die Ladezeiten.
Jedes Mal wenn man den Bezirk wechselt, ein Video eingespielt wird oder man das virtuelle Leben aushaucht – im Grunde also bei jeder Unterbrechung – erwartet den Spieler Ladezeit. Selbst wenn ein Bezirk nur aus einer Straße besteht und man diese nur überqueren möchte, gibt es schon zweimal 45 Sekunden Ladezeiten bei 10 Sekunden Spielzeit.
Jetzt noch ein Wort zur Grafik: Selbst für ein Spiel von 2014 erbesserungswürdig. Einige Bugs und unschöne Animationen sorgen für Kopfschütteln.
Fazit
Für den Preis ein gutes Spiel für zwischendurch. Man darf nicht vergessen, dass Thief bereits im Februar 2014 erschien und daher technisch natürlich nicht mehr ganz auf der Höhe der Zeit ist. Dennoch waren solch immense Ladezeiten schon vor drei Jahren kaum zu ertragen.
Wer ein Spiel mit Langzeitfaktor oder -motivation sucht, liegt hier falsch. Ich als Perfektionist wollte alle Schätze finden und dabei komplett unentdeckt bleiben. Das ist mir zwar nicht zu 100% gelungen, dennoch habe ich nur rund 13 Stunden für die Story benötigt und noch einmal weitere 4 Stunden für alle Nebenmissionen.
Wer also mit einigen grafischen Schwächen und dünner Story leben kann, darf bei dem Preis gerne zugreifen. Man kann 10,-€ auch schlechter investieren. Weil das Spiel zu jung für retro und zu alt für aktuell ist, verzichten wir einfach mal auf eine Wertung.
Beitrag: Jonas Schulz