Ich erinnere mich an die Marketing-Welle, die über die PlayStation-Spieler hereinbrach, als Sony die neue VR2 ankündigte. Die Neuauflage des Virtual Reality Headsets sollte Anfang 2023 alles besser machen, als das Vorgängermodell aus dem Jahr 2016. Zwei OLED-Panels mit je 2000 x 2040 Bildpunkten, eine Wiederholungfrequenz von 120 Hertz, vier Kameras mit IR-Lichtquellen für das Eyetracking und Rumble in Headset und Controllern machten neugierig auf VR. Dem Spieler wurde der Eindruck vermittelt, dass die Zukunft des Gaming ausschließlich in der Virtuellen Realität liegt. Auch ich habe mich vom damaligen Hype anstecken lassen und mir die VR2 fast zum Start gekauft.

Dieser Hype hielt genau fünf Tage. Zuerst stand mir der Mund bei Horizon Call of the Mountain offen. Der Start als Passagier in einem kleinen Boot, das einen Fluss herunterschippert, war ein im Gaming einschneidendes Erlebnis für mich. Ich stand mit der VR auf dem Kopf in meinem Gaming-Zimmer, aber eigentlich war ich in einem Urwald. Ich hatte freies Blickfeld in alle Richtungen, egal wohin ich schaute, ich war irgendwo anders, nur nicht zu Hause. Das Einzige, was mir zur vollständigen Illusion fehlte, war Luftfeuchtigkeit und der Geruch von Urwald. Als dann das erste Ungeheuer angriff, beschränkte sich das Spiel dann auf wenig ereignisreiche Inhalte, der positive Eindruck war innerhalb weniger Minuten förmlich verpufft.

Besser machte es dann Gran Turismo, obwohl man sich hier Arbeit ersparte, da das Menü weiterhin nur zweidimensional dargestellt wurde. Aber startete man ein Rennen, war der Eindruck gigantisch. Ich war auf der Rennstrecke, saß in einem Supersportwagen und nicht zu Hause auf dem Sofa. Ich konnte den Kopf drehen und sah die Konkurrenz durch die Seitenscheibe, es war so unfassbar realistisch. Und da dieses Fahrgefühl der Realität kaum nachstand, knackte ich einige meine eigenen Rundenrekorde, die ich vor dem TV erfahren hatte, in schöner Regelmäßigkeit. Aber auch hier war der Spaß nur von kurzer Dauer.
Eine Konsole schalte ich an und innerhalb von Sekunden bin ich im Spiel. Bei VR ging mir schon nach kurzer Zeit das Gefummel beim Aufsetzen auf den Keks. Aufsetzen, anpassen, Kopfband justieren und festschrauben, Linsen neu justieren, Ohrstöpsel einsetzen und so war es nur eine Frage von Tagen, bis ich die VR2 bei einem bekannten Auktionshaus online stellte und mit Verlust wieder verkaufte. Aus den Augen, aus dem Sinn – bis ich über die aktuelle Business Präsentation von Sony vom 13.06.2025 fiel.
Nun besteht so eine Präsentation aus der Darstellung von Zahlen und der eigenen Erfolge. Aber wie sagte es schon Winston Churchill: Traue keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast. Sonys Erfolge mit der Playstation sind unbestritten, aber ich lese so etwas immer mit Zurückhaltung. Was mir hingegen sofort auffiel, war die VR2. Genau genommen, deren totale Abwesenheit in der gesamten Präsentation. Es werden zahlreiche Peripherals wie Controller, Designs und Audio aufgeführt, aber von der VR2 fehlt jede Spur.

Und das erinnert mich an eine weitere Totgeburt von Sony, die sang- und klanglos erst aus den Medien und dann aus den Regalen der Händler verschwand. Kennt noch jemand die Sony PSP GO aus dem Jahr 2009? Im Gegensatz zu den üblichen PSP Handhelds von Sony fehlte nämlich der PSP GO das UMD-Laufwerk, Spiele mussten per Download erworben werden. Heute ist das völlig normal, früher war dies das Todesurteil für die Konsole, auch weil die Download-Preise weit über denen der physischen Versionen lagen. Warum sollte ich also ein Spiel downloaden, dafür aber keine Hülle und keine UMD bekommen und dennoch mehr Geld bezahlen? Das Konzept ging nicht auf, Sony schwieg den coolen Handheld einfach tot und irgendwann war er vergessen.

Der gleiche Eindruck entsteht nun mit der VR2. Wenn ich Dinge nicht mehr erwähne, geraten sie in Vergessenheit und ich muss meinen Misserfolg nicht öffentlich eingestehen – und vor allem brauche ich in einer Business Präsentation meine Verluste aus diesem VR-Experiment nicht offenlegen, wäre ja schade um die vielen anderen, so positiven Zahlen. Egal wie man es dreht und wendet, offenbar ist VR2 bei Sony intern bereits zu Grabe getragen. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis auch die Website dazu offline geht und sich dann der Vorhang des Vergessens über die Virtual Reality 2 legt. Unter dem Strich steht wieder einmal der Spruch der Sony-Haters: This is not for the Players – vor allem, wenn man viel Geld für dieses System investiert hat.