Xbox One: Der zweijährige Weg zu einer „richtigen“ Konsole

Die Messlatte lag enorm hoch. Wer eine Xbox 360 sein eigen nannte, wusste die Annehmlichkeiten der Konsole zu schätzen. Außer coolen High-Definition Games wartete die Konsole mit einem konkurrenzlos guten Party-Chat auf, der Spieler weltweit mit ein paar einfachen Knopfdrücken auf dem hochgelobten ergonomischen Controller verbinden konnte.

Dazu kamen dann noch Funktionen, die die Konsole zu einer Medienzentrale im Wohnzimmer machten: Musik, Videos und Bilder aus dem Heimnetzwerk abspielen, Video Streaming Apps und auch die Verwendung als Media Center Extender sicherten der Xbox 360 einen festen Platz in vielen Wohnzimmern auch derer, die nicht so videospiel-affin sind.

Microsoft hatte auch mit der Veröffentlichung der Xbox 360 Glück. Hauptkonkurrent Sony konnte die Playstation 3 erst viel später und teurer auf den Markt bringen als Microsofts Konsole, was dafür sorgte, dass zumindest in den USA der Konsolenkrieg eindeutig zu Gunsten Microsofts ausging.

Sony schien aus den Fehlern gelernt zu haben, und für den 20. Februar 2013 kündigte man einen Blick in die Zukunft an, während es über die Microsoft Konsole nur Gerüchte gab. Gezeigt wurden aber „nur“ Spielszenen, die auf der neuen Sony Konsole laufen sollten und ein Controller. Von der Konsole selbst keine Spur. Xbox’s Major Nelson fand eine Konsolenankündigung ohne Konsole „interessant“. Aber noch wusste er nicht, was auf die Marke Xbox zukommt.

Von Sony in Zugzwang gesetzt, kündigte Microsoft dann für den 21. Mai 2013 ebenfalls an, ihre Konsole vorzustellen.

Noch bevor aber überhaupt etwas offiziell über die neue Xbox veröffentlicht wurde, leistete sich der mittlerweile ehemalige Microsoft Mitarbeiter Adam Orth einen Social Media Faux-Pas, der schon als Omen für das spätere PR-Debakel gelten könnte. Gerüchte über eine „ständig-online“ Konsole ließen Kritiker unken, dass man eine Lehre aus den fehlgeschlagenen SimCity und Diablo III Launches ziehen und nicht auf ständige Onlineverbindungen setzen sollte. Denn nicht nur überlastete Server wären ein Problem. Gerade Städte und Dörfer mit schlechten Internetverbindungen wie Janesville in Wisconsin oder Blacksburg in Virginia wurden von einem Kritiker auf Twitter erwähnt. „Wieso in aller Welt würde ich da wohnen wollen?“ war die nicht ganz PR-konforme Frage von Orth, die die Spielergemeinschaft gegen ihn aufbrachte.

Xbox Major Nelson versuchte die Wogen zu glätten und die Spielergemeinschaft blickte gespannt auf ein Xbox Zelt, was für die kommende Präsentation der neuen Xbox Konsole auf dem Microsoft Campus errichtet wurde.

Der 21. Mai kam, und wahrscheinlich aufgrund der Xbox 360 Statistiken, bei denen viele Leute die 360 nur als Netflix Streaming-Plattforn nutzen dachte Microsoft offenbar, es wäre eine gute Idee, eine Konsole zum Fernsehen zu haben, mit der man „nebenher“ auch noch Call of Duty und EA-Sports Spiele spielen könnte.

Die von den Fans mehr schlecht als recht angenommene Xbox One Präsentation wurde von einem YouTube Nutzer zu einem drei Minuten Schmäh-Video zusammengeschnitten, in dem nur die Worte „TV“, „Sports“ und „Call of Duty“ aneinander gereiht wurden. Mehr Gehalt hatte die Präsentation aber auch wirklich nicht.

Und je mehr Microsoft über die geplanten Funktionen der Konsole preisgab, desto tiefer schien man sein eigenes Grab zu schaufeln.

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Flirting with desaster

Die E3 2013 begann mit der Xbox Pressekonferenz und Microsoft verstand es in Bezug auf die „Core-Gamer“, in einen Fettnapf nach dem anderen zu treten.

Zwar wurden auf der E3 Bühne reihenweise Spiele vorgestellt, aber der hohe Preis inclusive Kinect-Zwang und das Wissen, dass die Spielebibliothek unbenutzbar wird, wenn die Konsole länger als 24 Stunden vom Internet getrennt bleibt, stieß vielen Leuten sauer auf.

Gerade wegen der Unsicherheit bezüglich des Tauschs oder Verkaufs seiner Xbox-Spiele, erntete Sony auf der nachfolgenden Pressekonferenz mit einem noch schnell zusammengeschusterten Video, einer Anleitung wie man Spiele auf der Playstation 4 verleihen kann, stehende Ovationen und hämisches Gelächter in Richtung Microsoft.

Als dann der Preis der Playstation 4 mit 399 US Dollar 100 Dollar unter dem Preis der Xbox One mit Zwangs-Kinect lag, stand das Sony Auditorium Kopf.

Genauso Kopf standen wohl auch die Verkaufsprognosen seitens Microsoft. Wohl durch die schleppenden Vorbestellungen oder Stornierungen von bereits getätigten Vorbestellungen und schallender Kritikrufe ruderte Microsoft dann knapp einen Monat später zurück.

Das drakonische Online-DRM, was die Konsole nach 24 Stunden ohne Internet in einen reinen BluRay Player verwandelt, wurde gestrichen. Ebenso der Kinect Zwang, um den Befürchtungen einer Überwachung via Kinect im Schatten der NSA Enthüllungen zu entgehen…

Nicht ganz sechs Monate vor der Auslieferung der Xbox One mussten also tiefgreifende Änderungen im Xbox One Betriebssystem vorgenommen werden. Spieleprogrammierer, die bisher fest mit einem Kinect Sensor rechnen konnten, mussten ihre Spiele umschreiben und bereits vorhandene Elemente so umschreiben, dass diese auch ohne Kinect funktionieren.

Wer zum Verkaufsstart seine Xbox Konsole einschaltete, durfte deshalb zuerst ein gut 2 Gigabyte großes Systemupdate durch seine Internetleitung saugen, bevor die Konsole überhaupt nutzbar war.

Wahrscheinlich fehlte durch das Wegprogrammieren des verhassten Kopierschutzes und Abfangen von Anfragen zu fehlenden Kinect Sensoren die Zeit, um die restlichen Features zum Konsolenstart fertig zu haben, welche die Xbox 360 so großartig gemacht hatten.

Der Party-Chat war eine Katastrophe. Medienwiedergabe gab es bis auf CD- und DVD/BluRay Player nicht. In PAL Ländern ruckelte das Fernsehbild sowie die DVD Wiedergabe. 3D BluRays blieben zweidimensional und die Verwendung des nicht standardkonformen Teredo-Tunnels zwang den Routerhersteller AVM zu einem Firmware-Update seiner Fritz-Box Router. Kabel-Kunden, deren Firmware von dem Kabelbetreiber gestellt wurde, schauten erstmal in die Röhre, bis der Kabelbetreiber das Update freigab.

Dann tat Microsoft etwas Beeindruckendes (was blieb ihnen auch anderes übrig): Microsoft gab den Kunden und Fans die Möglichkeit, die Xbox One nach ihren Vorstellungen zu formen.

Es wurde eine Feedback-Seite eingerichtet, auf der die Xbox Gemeinschaft vortragen konnte, was die Xbox One besser machen könnte. Mitglieder konnten per Mausklick für Vorschläge stimmen und die mit dem meisten Feedback wurden auch mehr oder weniger schnell umgesetzt.

Gab es bei der Xbox 360 zwei Systemupdates im Jahr (das Herbst und das Frühjarupdate), pumpt Microsoft nun monatlich eine neue Systemsoftware auf die Xbox One.

Monatlicher Patchday für die Konsole

Medienstreaming von USB Laufwerken und Netzwerk wurden so nachgereicht. 3D BluRay Support kam noch vor der Sony Konkurrenz auf die Next-Generation Konsolen. Die interne, mit 500GB recht kleinen Festplatte, konnte mit beliebigen externen USB 3.0 Festplatten erweitert werden. Verbesserungen im Party-Chat. Bildschirmfotos, eigene Hintergrundgrafiken, sowie Transparenzeffekte der Kacheln wurden umgesetzt. Ebenso kommen im Mai auch die Sprachnachrichten via Live Nachrichten wieder zurück.

Viele Features, die schon auf der Vorgängerkonsole Gang und Gäbe waren, fanden sich im Laufe des ersten Konsolenjahres ein.

Just aktuell dürfen sich Teilnehmer des „Preview Programs“ (also Beta-Tester für neue Systemversionen) über ein eingebautes Miracast Feature freuen. Damit kann man den Bildschirminhalt eines Miracast-fähigen Geräts (beispielsweise Windows 8.1 PCs, bestimmte Tablets und Smartphones) einfach mit Hilfe der Xbox One auf den Fernsehbildschirm bringen. Excel auf Xbox One? Kein Problem. Urlaubsbilder auf dem kleinen Handybildschirm? Auf den Fernseher gecastet kann sich nun die ganze Verwandtschaft über die Rückkehr langweiliger Dia-Abende „freuen“.

Als Besitzer der Day One Konsole und großer Fan der Xbox 360, brachte ich es ein gutes Jahr nicht fertig, Freunden den Kauf der Xbox One nahe zu legen., gerade weil die Zeit dem wartenden Käufer hier zu Gute kommt. Zum einen wird die Konsole mit der Zeit immer billiger und zum anderen wächst die Anzahl der Features, die die Konsole erst so richtig komplett machen. Oder zumindest so komplett wie die vorige Generation. Und dann noch mehr.

Zeit also für eine Bestandsaufnahme.

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Die Konsole als soziales Netzwerk

Die soziale Komponente war in der Xbox-Welt eigentlich schon immer wichtig. Bei der Xbox 360 gab es die Freundesliste, man konnte sich im Gamerscore-Sammeln messen und fand über die Liste voriger Multiplayer-Begegnungen neue Freunde.

Mit der Xbox One (und auch aufgrund des „Share“ Buttons bei Sonys Konsole) hält jetzt die alles teilende „Generation Facebook“ Einzug in die Konsole. Im Freunde Bereich sieht man ähnlich der etablierten sozialen Netzwerke, was die Freunde gerade so treiben. Die Konsole postet automatisch Erfolge oder spektakuläre Videoclips, und natürlich kann man selbst auch Nachrichten und Kommentare verfassen.

Auch wenn Spiele bei besonders spektakulären Spielszenen eigenständig Clips aufzeichnen, hat der Benutzer selbst mehrere Möglichkeiten teilenswertes Bildmaterial zu erstellen. So gab es schon zu Beginn die Möglichkeit mit Hilfe des Sprachkommandos „Xbox aufzeichnen“, einen Videoclip „aus der Vergangenheit“ zu speichern. Die One lässt nebenher immer einen 30 Sekündigen Videopuffer laufen, und wenn gerade etwas Spektakuläres passiert ist, kann man es so für die Ewigkeit festhalten.

Kürzlich neu dazugekommen ist die Möglichkeit, einen 1080p Screenshot im verlustfreien PNG Format zu erstellen. Ideal um eigene Desktophintergründe zu erstellen.

Ebenso kann man mit Hilfe der Twitch-TV App bequem via Sprachkommando (sollte man zu den Kinect-Besitzern zählen) sein spielerisches Können der Welt präsentieren. „Xbox Übertragung starten“ lässt jeden Twitch Nutzer das eigene Spielgeschehen beobachten.

Auch unterwegs ist man dank mobiler SmartGlass App auf dem Smartphone oder Tablet nicht ohne seinen Xbox Freundeskreis unterwegs. Es war schon immer das „Gemeinschaftsgefühl“ was die Marke  Xbox  so attraktiv gemacht hat.

Statt nur seinen Freunden zu folgen, gibt es seit einiger Zeit auch neue Spiele-Hubs. Interessiert man sich für ein Spiel, ist der Spiele-Hub die erste Anlaufstelle. Hier findet man neben den Aktionen seiner Freunde in diesem Spiel auch Twitch-Übertragungen und gesammelte Spiele-Videos, die Xbox Nutzer aufgezeichnet und mit Hilfe des Upload Studios (einem Xbox eigenen Video-Bearbeitungs-Tool) veröffentlicht haben.

Statt Testberichte über ein Spiel zusammenzusuchen, schaut man sich eben via Twitch oder veröffentlichten Upload Videos ein paar echte Spielszenen an, und kann so entscheiden, ob das Spiel etwas für den eigenen Geschmack ist, oder nicht.

Schnappatmung

Ein weiteres Feature, welches die Xbox One von der Konkurrenz abhebt, ist das von Windows 8 eingeführte „Andocken“ oder „Snappen“ einer Anwendung.

Hier wird der Bildschirm aufgeteilt, indem der Hauptteil des Bildschirms weiterhin von dem aktiven Spiel oder TV Bild eingenommen wird, seitlich aber eine kleine Anwendung wie beispielsweise die Party-App oder ein Internet-Browser angedockt werden kann. Einige App-Entwickler finden hier eine kleine Nische für nützliche Programme, die zusätzliche Infos zum laufenden TV Programm einblenden oder wie die „True Achievements“ App Spieletipps nebenher anzeigen.

Sollte die Mitspielersuche mal wieder länger dauern, gibt es mittlerweile auch kleine Spiele, die einem die Wartezeit im Hauptspiel versüßen sollen. Beispielsweise der 2048-Clon „Threes“ lässt sich als Spiel nebenbei andocken.

Da man auch die TV App andocken kann, kann man vielleicht während des Live TV Fußballspiels die Partie zum Beispiel in der aktuellen Fifa Version mitspielen … oder man fährt die Formel 1 Saison nebenher mit … oder man sammelt in der Werbepause mal schnell noch ein paar Gamerscore … oder man stellt den nörgelnden Partner ruhig, wenn der Fernseher sonst mit Spielen blockiert wird und so die Lieblings-Show verpasst würde.

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Ich glotz (Smart) TV mit der Xbox One

Smart-TVs sind eigentlich im Prospekt auf dem Papier eine feine Sache. Internet, Apps und Videokonferenz-Schnickschnack lesen sich immer toll. Nach zwei Jahren ändert aber vielleicht YouTube seine Programmierschnittstelle und das Killer-Feature, weswegen man damals den vierstelligen Betrag für seinen Smart-TV ausgegeben hat, verpufft in digitaler Obsoleszenz, da der TV Hersteller lieber die nächste Generation Smart-TVs verkauft, statt die Firmware der alten Geräte zu patchen.

Die Xbox macht nun aus jedem „dummen“ Fernseher einen „smarten“ TV. Die Apps der Xbox One beliefern den TV Junkie neben dem „normalem“ Fernsehprogramm mit einer immer weiter wachsenden Zahl von Streamingdiensten wie Amazon Prime, Zatoo TV, YouTube und etlichen mehr. Der One-Guide ist ein aufgemotzter digitaler Programmführer, wie man ihn von den EPGs seines digitalen TV Empfängers kennt. Aber auch hier gibt es wieder die soziale Komponente: Was andere Xbox Live Mitglieder gerade besonders häufig sehen, ist dank Übersetzungsfehler im derzeitigen System gerade „beleibt“ und wird oben im One-Guide angezeigt. So ist man immer auf dem Laufenden, was im Fernsehen gerade so abgeht.

Gehört man nicht zu den Kinect Verweigerern macht sich mit der Xbox One mittlerweile echtes Raumschiff Enterprise Feeling breit. Kinect ist eben nicht nur Kamera und Mikrofon, sondern kann nun auch Infrarotsignale senden, um Fernseher, Audio Receiver und TV-Set-Top-Box zu steuern.

Hat man einen „kompatiblen“ TV Anbieter wie beispielsweise einen Kabelnetz Betreiber oder Telekom Entertain, ist der OneGuide Programmführer schon mit den richtigen Kanalnummern ausgestattet und man kann sprachgesteuert umschalten: „Xbox das Erste ansehen“ oder „Xbox DMAX ansehen“ sorgt dafür, dass die Xbox versucht den TV-Wünschen des Nutzers Genüge zu tun, indem via Kinect die Kanalnummer des entsprechenden Kanals via Infrarot an den Kabel- oder Satellitenreciever gesendet wird.

Einzige Ausnahme davon ist derzeit noch der „TV-Anbieter“ Astra 19.2. Zwar gibt es hier den OneGuide mit allen erdenklichen TV Sendern, aber das direkte Schalten auf irgendwelche exotischen Fernsehkanäle funktioniert nicht, da keine Kanalnummern hinterlegt sind.

Nutzer von normalen Satelliten-Receivern ohne direkten Anbieter wie Entertain oder ähnliches können dennoch „Schummeln“ und der Xbox vormachen, sie hätten beispielsweise Entertain und dann die Senderliste im Reciever entsprechend der Entertain Sortierung umprogrammieren.

Ansonsten gehorcht Kinect noch auf Sprachbefehle zum Einstellen der Lautstärke, oder Starten diverser Spiele und Apps. Statt lange in seiner Spieleliste zu suchen ruft man einfach „Xbox gehe zu Titanfall“ und schon können die Multiplayer-Fetzen fliegen.

Harte und weiche Ware

Microsoft ist ein Software Unternehmen, welches hin und wieder auch beeindruckende Hardware zeigt. Diese wenigen Hardwaregeräte hatten aber immer eine Softwarekomponente, die aus ein paar Silizumchips und Plastik etwas Magisches gemacht hat. Siehe aktuell HoloLens.

Diese Magie wollte Microsoft mit dem Verbesserten Kinect in die Wohnzimmer bringen. Auf der Gamescom gab es beeindruckende Demonstrationen der Kinect Fähigkeiten. So wird bei Fitness Apps der Puls des Spielers allein damit gemessen, dass der Kinect Sensor ein kurzzeitiges Erröten des Gesichts als Herzschlag wahrnehmen kann. Ebenso kann Kinect einen Benutzer am Gesicht erkennen, und ihn so automatisch auf seiner Konsole anmelden.

Bedenklicher für die Privatsphäre war bei der Präsentation, dass die Kinect-Software auch erkennen kann, was der Benutzer gerade „fühlt“. Kinect konnte auf der Gamescom Bühne bei vier Personen erkennen, ob sie gerade lächeln, neutral schauen, ein trauriges Gesicht machen oder verärgert sind. So kann Microsoft theoretisch die Gesellschaft für Konsumforschung ersetzen, da die Xbox nun nicht nur weiß, welches TV Programm der Nutzer gerade schaut, sondern auch erkennt, ob eine Sendung gerade gut beim Zuschauer ankommt oder alle eher gelangweilt vor sich hin gähnen.

Doch zurück zu den Spielanwendungen: Da jeder Controller zusätzlich zum drahtlosen Funksignal noch Infrarot-Blinksignale sendet, kann Kinect auch erkennen, wenn man den Controller einem Mitspieler weitergibt. Dieser wird dann automatisch der aktive Spieler und kann dann für sich selbst Gamerscore sammeln.

Das Design der Hardware hat die One aber schon vor der Veröffentlichung zum Gespött gemacht, in dem Internet-Nutzer den schwarzen Kasten mit 90er-Jahre Videorecordern verglichen. Jedoch im Gegensatz zur 360 mit ihren geschwungenen Linien, passt das Design besser ins kantig schwarze HiFi Regal und die Lüfter hauchen im Netzteil und in der Konsole noch leiser vor sich hin, als es bei der schon leiseren „Slim“ Version der 360 der Fall war. Lediglich der Stromverbrauch ist nicht so ganz Heimkino-tauglich. Zumindest nicht, wenn man eher ungeduldig ist, und die One im „instanton“ Modus betreibt. In diesem Modus kann die Konsole über Nacht System- und Spieleupdates herunterladen und seit einigen Updates auch eigenständig installieren und neustarten.

Diese Bequemlichkeit lässt die Konsole aber satte 15 Watt im Standby verbrauchen.

Schaltet man die Konsole komplett ab, liegt der Verbrauch unter einem Watt, und man muss den Controller zur Hand nehmen, um die Konsole einzuschalten. „Xbox anschalten“ zurufen geht nur im Instant-On Modus. Außerdem darf man dann die Update-Orgien über sich ergehen lassen, die noch schlimmer sind als auf der damaligen Playstation 3.

Waren Spielepatches auf der Xbox 360 meistens wenige Megabyte klein (mit Ausnahme von größeren Kompatibilitätsupdates wie beispielsweise bei GTA V Online), wollen bei vielen Xbox One Spielen nicht selten 2-15 Gigabyte aktualisiert werden.

Bis diese Updates durch meine 16Mbit DSL Leitung geschlürft wurden, habe ich meistens auf der 360 etwas anderes weiter gespielt.

Bei der Vorstellung der Xbox One schnitt die eigentliche Konsolen-Hardware gegenüber der Playstation 4 auch nicht ganz so gut ab. Ein in letzter Minute noch hochgetakteter Grafikchip sollte die Lücke etwas verringern. Aber selbst der höhere Takt und das schnelle ESRAM für den Grafikchip konnten „dank“ des langsameren DDR3 Speichers der mit schnellerem DDR5 Speicher ausgestatteten PS4 nicht ganz das Wasser reichen.

Aber schon bei der Xbox 360 war die Maxime: Das mit der Hardware passt schon, wir lösen Probleme später mit Software. Da die Xbox One wohl auch einen Windows 10 Kern mit DirectX 12 bekommen soll, lässt dies auf bessere Grafikleistung hoffen. DirectX 12 Demos, die bis zu 50% mehr Leistung aus der gleichen Grafikhardware holen, sehen schon mal vielversprechend aus.

Nicht dass wir uns hier falsch verstehen: Die Grafik der Xbox One ist fantastisch. Forza Horizon 2 ist flüssig und das bisher schönste Rennspiel, was ich bisher auf einer Konsole gesehen habe. Zwei in Deutschland nicht erhältliche Spiele mit Untoten in Städten haben neben verrückten Waffen auch unzählbare Mengen an Zombies gleichzeitig auf dem Bildschirm oder bieten einen atemberaubenden Weitblick über eine detaillierte Stadt des Nahen Ostens.

Dass viele Spiele „nur“ mit einer Auflösung von 900p daherkommen, fällt im Eifer des Gefechts nicht wirklich auf.

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Wolkenkuckucksheim

Microsoft hat sich groß auf die Fahne geschrieben: „Mobile first – Cloud first.“ Die Xbox One ist da keine Ausnahme. Obwohl Online-Verweigerer nach der Abkehr vom „always on“ Desaster eine Konsole bekommen haben, die auch offline spielbar ist, merkt man doch, wie eng verzahnt die Xbox One mit der Cloudstrategie des Software-Riesen ist.

Selbst wer nur allein für sich Einzelspieler-Games spielt, sichert seine Savegames und Konsoleneinstellungen automatisch in der Live Cloud. Meldet man sich auf einer Konsole seines Freundes an, werden zum Spielstart die aktuellen Spielstände synchronisiert, und man kann dort weiterspielen, wo man zuhause aufgehört hat.

Die in den Pressekonferenzen gelobte „Power of the Cloud“ wird im Moment jedoch lediglich von zwei Spielen richtig greifbar. In Titanfall sorgen von der Cloud berechnete Roboterdronen für mehr Betrieb auf dem Schlachtfeld, und in Forza begegnet man dank Drivatar-Technologie seinen Freunden und deren charakteristischem Fahrstil auch dann, wenn die Freunde gerade nicht Forza spielen. Hiermit möchte ich mich schon einmal demütigst für das Verhalten meines Drivatars entschuldigen.

Angeblich soll eine kommende Fortsetzung von „Crackdown“ auf der One die physikalisch korrekte Zerstörung von Bauwerken in der Umgebung „aus der Cloud“ berechnet bekommen. Ich bin da mal skeptisch gespannt.

Mein persönliches Fazit

Ich bin ein Gamer. Mich interessiert die Spielerfahrung. Egal ob auf dem Plastikkasten nun Nintendo, Sega, Atari, Commodore, Xbox oder Playstation steht. Und die Spiele waren der Hauptgrund, warum ich eine Day One Xbox One in meinem Zuhause stehen habe. Glücklicherweise wurde der oben erwähnte Kopierschutz mit 24 Stunden Online Check-In abgeschafft. Pünktlich eine Woche nach Erhalt meiner Konsole fiel für knapp anderthalb Monate mein Internet so gut wie aus.

Und seit November 2013 habe ich brutal viel Spaß mit der Konsole. Bisher konnte ich aber Freunden, die nicht so spielfanatisch sind wie ich, die Xbox One nicht wirklich empfehlen (auch die Playstation 4 nicht so wirklich), da einfach das Spieleangebot nicht so reichhaltig wie auf den damals noch aktuellen „Last Gen“ Konsolen war. Auch war die Möglichkeit, eigene Musik und Videos über die Konsole abspielen zu können, nicht so wie auf der 360. Wer also seine 360 oder Playstation 3 verkauft hat, um sich eine vermeintlich bessere Konsole zu kaufen, wurde zumindest was das „Drumherum“ ohne Spiele anging, enttäuscht.

Aber das hat sich mittlerweile geändert. Die One macht aus jedem Fernseher ein smartes Multimedia Alleskönner-Gerät. Dank Apps wie Skype oder OneDrive kann ich auch mit PC-Nutzern kommunizieren oder Bilder austauschen, Filme aus Online-Bibliotheken beziehen, sowie aus meinem eigenen Netzwerk Videos mit einer großen Vielfalt von Videoformaten streamen.

Das Einladen in Partys oder in Spielsitzungen geht deutlich flüssiger als noch vor zwei Jahren (obwohl es bei der 360 immer noch einfacher ging) und ich blättere immer gerne mal im Freunde-Feed und schaue mir Spieleclips mit spektakulären Spielmomenten an.

Und jeden Monat überrascht mich Microsoft mit einem weiteren Feature, welches die Funktionalität meiner Konsole erweitert.

Beitrag: Michael Arm