Es gibt wohl als Hersteller kaum ein erhabeneres Gefühl, als dass ein Produkt, das niemand erwartet hat, auf Anhieb angenommen wird. Wobei annehmen eigentlich untertrieben ist. Denn zur IFA 2017 stellte Yamaha auf dem Messestand ein paar Boxen aus, die bei allen Besuchern sofort zum Blickfang avancierten: Die NS-5000. Was aber auf der IFA noch funktionslose Dekoration war, durfte ich jetzt in München live hören.
Yamaha lud ein in die Räumlichkeiten von Holger Biermann. Dieser ist Gründer, CEO und sehr gerne Lautsprechertester in seinem eigenen HiFi-Magazin LowBeats. Dementsprechend perfekt ausgestattet ist sein Hörraum, in dem Yamaha die neuen NS-5000 präsentierte. Standen die Boxen auf der IFA noch hinter Glas, so durften die dieses Mal auch aus nächster Nähe bestaunt und vor allem angehört werden.
Aber an dieser Stelle direkt auf das Sofa und in die Hörprobe zu springen, würde der NS-5000 nicht annähernd gerecht werden – zu viel innovative Technik steckt in den neuen High-End-Lautsprechern. Statt nur auf Bewährtes zurückzugreifen und bereits Bekanntes neu zu ordnen, hat Yamaha so vieles neu konzeptioniert. Es ist die Summe aller dieser Teile und deren Zusammenspiel, die den NS-5000 zu einem so überragenden Lautsprecher machen.
Beim Gehäuse griff man auf die Erfahrung aus dem Klavierbau zurück, die Profis aus dieser Abteilung ließen ihr Wissen in die Konstruktion mit einfließen. Herausgekommen ist ein Monitorlautsprecher mit 65 Litern Volumen, der laut Yamaha geringstmöglichen Größe für eine 30 Zentimeter 3-Wege-Konfiguration. Komplizierte Nut- und Federverstrebungen im Inneren verhindern Vibrationen und damit Resonanzen und geben dem Gehäuse Stabilität.
Für diese Stabilität sorgt auch der Überzug aus Klavierlack. Nicht nur optisch ein Highlight, verschließt der Lack die Poren im Holz und versteift die Konstruktion von außen. Die von Yamaha Twisted-Flair-Port genannte, in sich gedrehte Bassreflexöffnung hat sich bereits bei den Subwoofern bewährt. Diese Konstruktion verhindert Luftwirbel an der Öffnung und die damit typischen Störgeräusche beim Tiefton. Verwendet wird für den Bau dieser optisch so schönen Gehäuse nur japanische weiße Birke von der Insel Hokkaido. Auch bei Yamaha setzt man auf Nachhaltigkeit.
Was aber den NS-5000 von jedem bisher erhältlichen Lautsprecher unterscheidet, ist die Verwendung des neuartigen Werkstoffes Zylon für die Fertigung der Membranen. Zylon ist ein Werkstoff, der dem Carbon nicht ganz unähnlich ist. Diese Faser ist einerseits extrem reißfest und sorgt somit für eine außergewöhnlich hohe Stabilität, andererseits wird dennoch eine hohe Flexibilität gewährleistet, um einen bis dato nie dagewesenen Klangcharakter zu schaffen.
Denn trotz dieser Stärke ermöglicht Zylon eine außergewöhnliche, akustische Schnelligkeit ähnlich Beryllium. Herausgekommen sind somit Membranen, wie es sie bisher noch nicht gegeben hat. Nicht ohne Grund hat sich Yamaha diese seit 2008 entwickelte Technik patentieren lassen.
Diese Membranen verrichten ihren Dienst in einem 3 cm Hochtöner, einem 8 cm Mitteltöner und einem 30 cm Tieftöner. Und auch hier wurden neue Wege beschritten, den Klang auf ein neues Level zu heben. Denn die größte Herausforderung beim Lautsprecherbau ist die Vermeidung akustischer Abstrahlungen von Hoch- und Mitteltönern. Um diese Störungen zu vermeiden, hat Yamaha neue Kammern entwickelt, die genau diese Störungen beseitigen. Diese R.S. Kammern sind an den Rückseiten der jeweiligen Hoch- und Mitteltöner befestigt und haben zwei unterschiedlich lange Resonanzröhren. Die Kammern löschen die Resonanzspitzen im Inneren aus, man kann damit vollständig auf schallabsorbierende Materialien verzichten.
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Aber Boxen allein machen noch keinen perfekten Klang und so wurde auch viel in die Entwicklung der Standfüße investiert. Die NS-5000 werden daher nur mit den eigens dafür entwickelten Ständern ausgeliefert, um das bestmögliche Hörerlebnis zu garantieren. Die gekreuzte Bauweise bietet einerseits einen festen Stand für die Boxen und andererseits absorbiert sie unerwünschte Vibrationen in Richtung Boden. Zu diesem Zweck steht die gesamte Konstruktion auf kugelgelagerten Füßen.
Technik und Innovation allein reichen aber nicht aus für eine Box, die im Hi-Res Bereich für neue Standards sorgen soll. Man kann sich noch so viel Mühe geben, einen außergewöhnlichen Lautsprecher zu erschaffen, über Erfolg oder Misserfolg entscheidet am Ende immer der Klang. Und der ist immer subjektiv – dennoch waren sich alle Anwesenden am Ende einig, dass es einen solchen Sound bisher so noch nicht gegeben hat.
Im Hörraum waren die NS-5000 an den A-S3000 Vollverstärker angeschlossen, zugespielt wurde die Musik über den CD-S3000. Beste Voraussetzungen also für das optimale Klangerlebnis. Und wenn ich an diesem Tag etwas gelernt habe dann das, dass die im Elektronikmarkt um die Ecke erhältlichen CDs zwar für jede Standard-Box Massenmarkt tauglich sind, aber eben an einer solchen Kombination von High-End Hardware einfach nichts zu suchen haben. Meine eigens mitgebrachte 30 Seconds to Mars CD erwies sich an den NS-5000 als ein Brei der verschiedensten Instrumente.
Das Zauberwort ist Hi-Res – High Resolution, also hohe Auflösung. Wurde dieser Begriff zuerst nur bei Grafik angewendet, findet er heute umso mehr Einzug auch in den Klang. Um Musik für die kleine Bluetooth Box bis hin zum preislich überschaubaren Lautsprecher zu Hause zugänglich zu machen, werden Daten in den Höhen und Tiefen komprimiert. So wird garantiert, dass die Songs für so gut wie jede Box spielbar sind, ohne dass die Spitzen klirren oder die Tiefen dröhnen.
Aber genau diese Komprimierung sorgt eben an High-End Lautsprechern dafür, dass wichtige Elemente der Musik einfach nicht vorhanden sind. Alles konzentriert sich auf die Mitten, so dass eben hohe Töne einer Violine oder der sauber gespielte Bass nicht beim Hörer ankommen. Um sich wirklich ein Bild über die Qualität der NS-5000 machen zu können, wurden die inzwischen ausverkauften The Dali CDs als hochqualitative Musikaufnahmen verwendet.
Um es kurz zu machen: Musik ist eben nicht gleich Musik. Ich durfte meinen musikalischen Horizont um zahlreiche Facetten erweitern und habe so unendlich viel gelernt. Mein persönliches Highlight war tatsächlich eine Aufnahme von Pink Floyds Another Brick in the Wall, die ich so bisher noch nie gehört hatte. Jede Note, jeder Takt des Schlagzeuges kamen so punktgenau und so unendlich perfekt, das man es eigentlich kaum beschreiben kann, wenn man es nicht selbst gehört hat.
Die NS-5000 sind Lautsprecher für den audiophilen Musik-Genießer. Sie einfach nur zum Hören zwischendurch anzuschaffen wird diesem System nicht annähernd gerecht. Aber dafür sorgt auch schon der Preis, der mit 15.000 Euro für das Paar seine Zielgruppe von vornherein definiert.
Herstellerseite: Yamaha NS-5000