AOC AGON PRO AG276QZD im XL-Test – AOC’s Antwort auf den OLED-Vormarsch

Die Gaming Zukunft gehört klar den OLED-Monitoren und jeder Hersteller möchte davon natürlich seinen Teil abbekommen. Mit dem AGON PRO AG276QZD meldet sich Monitor-Gigant AOC vielversprechend zu Wort.

Als vor gut einem Jahr die ersten OLED Gaming Monitore ihren Weg auf die heimischen Schreibtische fanden, war das größte Manko der hohe Preis. Anfangs grob um die 1000€-Marke angesiedelt, sind viele Modelle aktuell schon ab 700€ oder sogar niedriger zu erwerben. In diese Preisklasse fällt auch der AGON PRO AG276QZD von AOC, der die vertrauten Qualitäten von OLED bietet und sich durch seine asymmetrische Optik von anderen Monitoren abhebt. Da OLED-Panels nur von LG und Samsung hergestellt werden, findet man die gleichen Panels in Geräten der verschiedensten Hersteller wieder.

Dies ermöglicht es uns Gamern, sich bei gleichbleibender Qualität verstärkt auf die Ästhetik zu konzentrieren und einen Monitor zu wählen, der unseren persönlichen Vorlieben entspricht. Als einer der größten Monitor-Hersteller weiß AOC das auszunutzen. Das Panel selbst bietet genau das, was wir von einem High End Monitor erwarten können. QHD-Auflösung mit 240Hz Bildwiederholrate, 0,03 Sekunden Reaktionszeit und 98,5% Abdeckung des DCI-P3 Farbraum sind Programm und der Maßstab, den OLED-Monitore gesetzt haben. Als kleinen Zusatz bekommt man noch ein Paar eingebaute 5W Lautsprecher geboten.

Ein Panel selbst ist aber noch lange kein fertiger Monitor. Da ich selbst ein Fan von schlichten und einfachen Designs bin, ist mir der asymmetrische Ansatz des AGON PRO sofort ins Auge gefallen. Noch viel lieber sehe ich aber Details, die einen nicht sofort anspringen, aber das Gesamtbild stark beeinflussen können. Auf den ersten Blick sehen die meisten wohl eher einen ganz normalen, hochklassigen ganz in Grau und Schwarz gehaltenen Gaming Monitor mit schmalem Rahmen und kleinem Fuß. Wer bis dahin dem unregelmäßig sechseckigem Standfuß, welcher zusammen mit eSport-Profis entwickelt wurde, noch keine Beachtung geschenkt hat, tut dies spätestens nach dem Blick auf die Rückseite.

Das Display ist in typischer OLED-Manier unglaublich flach, während die Abdeckung, welche die robuste Verbindung zum Stand versteckt, entsprechend dick erscheint. Diese Verbindung wird von Lüftungsschlitzen und einem Band aus RGB-LEDs umrahmt, die ein asymmetrisches Fünfeck bilden. Von dessen Ecken verlaufen Kanten in verschiedene Richtungen, die das Gesamtbild abrunden. Der nach hinten versetzte Stand passt sich natürlich genauso gut in das Konzept ein, wobei die Kabelführung es schafft, dass selbst Strom- und Bildversorgung aussehen, als würden sie dazugehören.

Es ist nicht sonderlich schwer eine Rückseite unauffällig und schlicht zu gestalten. Dieser aber ein futuristisch anmutendes Design zu verpassen, das gleichzeitig asymmetrisch, aufgeräumt und nicht extravagant wirkt, ist eine sehr mutige Entscheidung. Hier laufen Designs gerne einmal aus dem Ruder und wirken dann wie komplett überladene und wilde Konstrukte, wie man sie bei so manchen Neubau-Villen beobachten kann. Die Produktdesigner haben aber wirklich ganze Arbeit geleistet, was es mich schon bedauern lässt, den Monitor mit dem Rücken an die Wand stellen zu müssen. Schließlich spielt sich das eigentliche Spektakel auf dem Display ab.

Bevor ich aber meine Lieblingsspiele starten kann, muss der Monitor sachgemäß angeschlossen werden. Neben den USB-Ports, dem 3,5mm Kopfhörerausgang und den zwei DisplayPort 1.4 Anschlüssen, scheinen die beiden HDMI 2.0 Anschlüsse etwas außer der Reihe. Es wurde bewusst auf die neuere 2.1 Version verzichtet, was vor allem unaufmerksamen PC-Gamern zum Verhängnis werden kann, da die Übertragung hier bei QHD auf 144Hz beschränkt ist. Für die vollen 240Hz, die der Monitor bietet, muss man auf die DP-Anschlüsse zurückgreifen. Display Port ist mittlerweile an PCs aber genauso weit verbreitet wie HDMI. Dieser Anschluss bleibt demnach die Wahl für Konsolen, die von sich aus nicht mehr als 120 Bilder pro Sekunde abgeben, wodurch sich die ganze Sache ein Stück weit relativiert. Hat man diese kleine Hürde überwunden kann man aber endlich loslegen.

So gerne ich neue Spiele entdecke, deren Geschichten erlebe und Welten erkunde, erwische ich mich immer mal wieder dabei, mich in Alten und Vertrauten zu verlieren. Zu diesen zählt auch Ori and the Blind Forest. Nach ganzen neun Jahren hat der Action-Plattformer kein Stück an Schönheit verloren. Die hochemotionale Geschichte des Waldgeistes Ori, der seinen Wald retten und dafür das Gleichgewicht wiederherstellen muss, wird von handgezeichneten Grafiken und einem live aufgezeichneten Soundtrack getragen. In Verbindung mit den sorgfältig erarbeiteten Animationen hat Entwickler Moon Studios nicht nur einen meiner absoluten Lieblingstitel ins Leben gerufen, sondern auch einen zeitlosen Klassiker erschaffen, der sich hervorragend dafür eignet die Qualitäten von Monitoren zu testen.

Dabei liefert der AG276QZD wirklich hervorragende Ergebnisse, auch wenn Ori dem Monitor so einiges abverlangt. In jedem Bereich herrscht eine andere Stimmung, die aus einer Kombination der verschiedenen Elemente entsteht. Das Zusammenspiel der Musik und der verschiedenen Farben vermittelt je nach Spielabschnitt ein Gefühl von Bedrückung, Kälte, Gefahr oder Angst. Teilweise entscheiden hier Nuancen über den Eindruck, bis dieser Spielbereich von der Gefahr befreit wurde und ein Umschwung von den anfangs vorherrschenden dunklen Farbtönen zu hellen, farbenfrohen und bunten Bildern dem Ganzen einen gesunden Eindruck voller Hoffnung verschaffen.

Bewegt man sich von einem Bereich in den nächsten, sind selten klaren Grenzen gesetzt. Der AG276QZD kann nicht nur das Gesamtbild mit seinen Farben sehr gut wiedergeben und die Stimmung hervorragend vermitteln, auch diese Übergänge stellen den OLED vor keine Probleme. Der Stimmungswechsel verläuft dank der Möglichkeit über eine Milliarde Farben und unendlich tiefe Kontraste wiederzugeben, sauber und stufenlos. Trotz der künstlerisch hochwertigen Grafiken ist Ori and the Blind Forest bei weitem kein einfaches Spiel.

Über den Spielverlauf hinweg stößt man auf Puzzles und teils sehr nervenaufreibende Gegner, die einem das Weiterkommen schwer machen. Es sind präzise Sprünge und Angriffe sowie scharfes Nachdenken gefragt, um diese Hürden zu meistern. Die geringe Reaktionszeit des Panels kommt einem hier sehr entgegen, da man nicht limitiert wird, selbst schnell reagieren zu können. Ein Denkfehler hatte sich dabei aber bei mir eingeschlichen. Die Animationen des Spiels sind bei 30FPS programmiert, was die Geschwindigkeit des Monitors fast schon irrelevant macht. Meine Spielebibliothek ist aber groß genug, um noch ein paar andere Spiele zu finden, die spezielle Anforderungen an den Monitor stellen.

Als ich die ebenso wunderschöne, postapokalyptische Welt von Horizon Zero Dawn noch einmal besuchte, um die Farbwiedergabe des Monitors in einem anderen Setting zu beurteilen, war mir die FPS-Begrenzung schon bewusst. Dieser Rollenspiel-Titel legt einen ganz anderen Ton an den Tag. Statt beindruckender Stimmungen, liegt der Fokus hier auf möglichst realitätsnahen und aufregenden Szenen. Schleichen, Jagen, Klettern und die Geschichte der Welt aufdecken, in der Hauptcharakter Aloy aufgewachsen ist.

Ich hatte schon auf der PS4 mit 30FPS in FullHD riesigen Spaß dabei. Mit verbesserter Grafik, einem bei weitem besseren Monitor und 120 Bildern in der Sekunde in QHD war dieser Spaß nun noch größer. Diese Spielwelt lebt von der Liebe zum Detail, was sich nicht nur in den Charakteren und der Umgebung zeigt. Der OLED leistet hier vortreffliche Arbeit. Selbst kleinste Details werden durch die hervorragende Farb- und Kontrastwiedergabe deutlich sichtbar gemacht, was nicht nur schön anzusehen ist, sondern auch praktische Vorteile bietet.

Nach dem Untergang der menschlichen Zivilisation sollten Maschinen die Erde wieder bewohnbar machen. Diese Maschinen sind hochkomplexe und an Dinosaurier erinnernde Konstruktionen mit bestimmten Aufgaben. In typischer RPG-Manier kann man diese für bestimmte Rohstoffe jagen und muss dabei auf deren Schwachstellen achten. Mit dem ARGON PRO konnte ich selbst auf größere Distanzen und in hektischen Situationen erkennen, auf welche Teile der Maschine ich mich konzentrieren muss, um diese möglichst schnell zu Fall zu bringen.

Um den Monitor noch einmal auf andere Weise an seine Grenzen zu treiben, kam mir zusätzlich ein weiterer moderner Klassiker in den Sinn. Doom aus dem Jahr 2016 war eine großartige Wiederbelebung der gleichnamigen Ego-Shooter-Serie. Seien wir mal ehrlich: Manchmal will man sich auch einfach nach einem langen Arbeitstag ein paar Dämonen mit einer Schrotflinte oder Kettensäge entgegenstellen. Während man sich durch die Gänge der Forschungseinrichtung auf dem Mars kämpft, wird trifft man ab und zu auf seltsame Gebilde, die nach Interaktion eine Flut an Gegnern auslöst.

Genau solche hektischen und unübersichtlichen Situationen zeigen mögliche Schwachstellen eines Displays auf. Aber gerade bei der Geschwindigkeit brillieren OLED-Panels und somit auch der AGON PRO. Tatsächlich hatte ich sogar Probleme damit, Fotos von diesen Situationen zu machen, weil meine Kamera nicht mit der Geschwindigkeit mithalten konnte und sich während der Belichtung mehrere Bilder überlagerten. Grausige Fotos, die dem Monitor in keinster Weise gerecht werden, aber verdeutlichen, wie schnell der AGON PRO ist. Ich selbst bin aber ein wenig schneller als die Kamera und konnte in so einigen Situation die 240Hz mit 0,03ms Reaktionszeit voll ausnutzen.

Da der Monitor nur eine von mehreren Stellen beim Gaming ist, an der Prozesse ablaufen, welche die Bildausgabe verzögern, ist die Minimierung selbst von 1ms eher nebensächlich. Spieler sind zu dem Konsens gekommen, dass 20 bis 40ms Input Lag – also der Weg vom Tastendruck, an den Prozessor, durch das RAM an die Grafikkarte und dann zum Monitor – optimal für gutes Gaming sind, wobei den Monitor zum Nullfaktor zu machen ein gern genommener Vorteil ist. Kann der PC selbst einmal nicht mehr mithalten, weil er zu viele Partikel und Texturen auf einmal berechnen muss, springen NVIDIA G-SYNC und AMD FreeSync ein, um die Bildausgabe des Monitors mit der des PCs abzugleichen. So werden dauerhaft saubere und präzise Bilder sichergestellt.

Ob Ori’s grandioser Orchester-Soundtrack, das Rauschen des Windes im Colorado der Zukunft oder furchteinflößendes Schreien eines Dämons, der mal probieren möchte, wie du schmeckst – Gaming kommt nicht ohne guten Sound aus. Die kleinen 5 Watt Lautsprecher im AG276QZD können hier jedoch nicht brillieren. Verbaute Lautsprecher fallen gerade bei Monitoren selten positiv auf. Aus diesem Grund testen wir Soundsysteme immer in Verbindung mit Gaming und stellen auf unserem Stand auf der High End 2024 in Halle 1 bei the sound of gaming by konsolenfan.de die Gaming-Edition der nuBoxx A-125 pro auf.

Für ein Einsteigermodell für Gaming-Neulinge sind eingebaute Lautsprecher vielleicht eine Überlegung wert. Ich habe hier aber einen PC mit einem guten vierstelligen Preisschild und einen HighEnd-Monitor auf dem Schreibtisch, den ich mir nicht kaufen würde, hätte ich nicht die Yamaha-Soundbar SR-C20A und einen vernünftigen Kopfhörer zur Hand. Als Übergangslösung oder wenn man nur leise Musik oder YouTube Videos im Hintergrund laufen lassen möchte, bis man sich ein vernünftiges Soundsystem leisten kann, taugen die Lautsprecher des AGON PRO AG276QZD mit einem zugedrückten Auge – oder in dem Fall Ohr. Für den Genießer von Ton und Klang empfiehlt sich – wie bei jedem Gaming-Monitor – die zusätzliche Investition in ordentliche Lautsprecher. Dann kann der Monitor das tun, worin er richtig gut ist: Bilder wiedergeben.

Die letzte Hürde, die das Bild nehmen muss, bevor es unser Auge erreicht, ist die Oberflächenbehandlung des Displays. AOC hat sich für ein relativ strenges Antiglare entschieden, welches auch in hellen Räumen für optimale Wiedergabe sorgt. Auch weil das Display selbst wirklich hell ist, werden die Bilder selbst bei direktem Lichteinfall auf den Monitor selten gestört. Man muss aber immer bedenken, dass ein mattes Display die Farben ein wenig abschwächt. OLED-TVs haben nicht ohne Grund eine glänzende Beschichtung, da diese die Bilder ungestört hindurchlässt. Im direkten Vergleich zu Displays mit weniger starker Entspiegelung wirken die Bilder des AGON PRO meiner Meinung nach ein wenig schwächer. In einer hellen Umgebung hat er aber merkbar die Nase vorn.

Möchte man sich ein wenig mit den Einstellungen ausprobieren, findet man alles nötige in der Benutzeroberfläche. Diese wird durch einen Knopf auf der Rückseite gesteuert und wird gegenüberliegend in der rechten unteren Ecke des Displays angezeigt. Das knallige Rot im Pixelstil sticht sehr hervor, egal was gerade auf dem Bildschirm gezeigt wird und behindert durch ihre Platzierung nicht die Sicht auf die Mitte des Displays. Das erleichtert es genau die richtige Bildeinstellung zu finden, da der Fokus genau hier liegt. Sollte man doch einmal eine bestimmte Ecke in verschiedenen Einstellungen betrachten wollen, kann man das Overlay ganz nach Belieben über den gesamten Bildschirm schieben.

Wie bei allen HDR-Monitoren hat man mit eingeschalteter HDR-Funktion nicht den vollen Zugriff auf alle Bild-Einstellungen, da diese die meisten davon eigenständig übernimmt. Es gibt aber genügend voreingestellte HDR-Settings, die man nutzen kann. Auch die Helligkeit, die Beleuchtung der LEDs auf der Rückseite und sogar PiP- und PbP- Möglichkeiten, welche für einen 16:9 Monitor eher ungewöhnlich sind, lassen sich problemlos anpassen. Auch lassen sich dunkle Bereiche aufhellen und die Gesamthelligkeit gleichmäßiger darstellen.

Bei weitem am interessantesten sind aber die Farbraumeinstellungen. Man kann zwischen Nativ, sRGB und DCI-P3 in wenigen Schritten wechseln, was sich natürlich stark auf das gezeigte Bild auswirkt. Meine Spiele lasse ich gerne im „HDR-Game“ Modus darstellen, welcher Farben ein wenig kräftiger darstellt und natürlich mit allen HDR-Vorteilen kommt. Wechselt man auf sRGB, erkennt man einmal mehr, was für einen enormen Unterschied der Farbraum macht und wie matt und leblos das gleiche Bild wirken kann. Natürlich hat dieser Farbraum seine Daseinsberechtigung, aber der Monitor kann bei weitem mehr als das.

DCI-P3 und Nativ sind sich nicht unähnlich. Der Monitor scheint aber von sich aus ein wenig die Schatten aufzuhellen, was sich unabhängig vom Modus, der den Farbraum in seiner Reinform wiedergibt, auch in einer gesonderten Einstellung reduzieren lässt. Man bekommt hier also eine große Auswahl an Möglichkeiten geboten, um das Bild nach seinen persönlichen Vorlieben anzupassen. Darüber hinaus bietet AOC mit dem G-Menu die Möglichkeit alle unterstützten AOC-Geräte zentral über eine Software zu steuern, welche nicht nur die Lichteffekte von Maus, Tastatur und sogar Mousepad aneinander anpasst, sondern auch die Bildwiedergabe des Monitors verändern kann. So kann man bei voller AOC-Ausstattung auf Knopfdruck sämtliche Ein- und Ausgabeeinstellungen passend zum Genre wechseln, welches man gerade spielen möchte.

Wobei man sich hingegen selbst anpassen muss, ist die OLED-Pflege. Auch wenn Burn-In- oder Einbrenneffekte schon länger kein großer Faktor mehr sind, ist eine sachgemäße Behandlung seines Panels unabdingbar. Und der AGON PRO erinnert dich daran. Mit Pixel Orbiting, das in regelmäßigen Abständen das Bild um ein wenige Pixel verschiebt, sind wir mittlerweile vertraut. AOC hat aber einige andere Sicherheitsnetze wie einen Algorithmus eingebaut, der fixierte Logos oder Menüs erkennt und damit dem Memory-Effekt entgegenwirkt. Eine ausführliche Erklärung zu allen OLED-Care-Prozessen findet man im Benutzerhandbuch, welches auch unmissverständlich ausdrückt, wie wichtig die Einhaltung der Pflege ist – Stichwort Garantieanspruch!



Link zum Hersteller: AOC AGON PRO AG276QZD