Hardwaretest: Cambridge Audio AXC35 + AXA35 – perfekter Klang für alle

Auf der High End 2019 beteiligten sich viele Aussteller an der Aktion Sounds Clever. Hier ging es darum, HiFi Anlagen für Einsteiger für einem Preis von unter 5.000,- Euro anzubieten. So edel der Gedanke auch ist, sind 5000,-€ ein immens hoher Betrag, für den nicht nur eine alte Oma lange stricken muss, sondern die auch dem Normalverdiener Tränen in die Augen treibt.

Wenn man sich also diese Preisgestaltung vieler Anbieter anschaut, kann man so definitiv weder einen Einsteiger, noch die Jugend für HiFi begeistern. Bei solchen Summen ist die avisierte Zielgruppe raus, bevor man ihr ein System auch nur ansatzweise schmackhaft machen konnte. Dass es auch völlig anders geht, zeigt Cambridge Audio jetzt mit seiner neuen AX Serie.

Die AX Series zielt nämlich genau auf diese Einsteiger ab und bietet mit dem Receiver AXA35 und dem CD-Player AXC35 ein Set, dass selbst audiophilen Ansprüchen gerecht wird. CD-Player? Ich höre gerade den Aufschrei, wer hört heutzutage denn noch CD? Auch wenn es die Industrie gerne anders sieht und stets und ständig auf das Streaming bei zahlreichen Anbietern hinweist, so ist doch die CD noch immer der meistverkaufte Tonträger aller Zeiten. Auch wenn Musikstreaming zunimmt, so finden sich in jedem Haushalt unzählige Silberscheiben. Damit ist die CD noch immer der Standard und wird es wohl auch noch eine Weile bleiben. Auch wenn die Zahlen rückläufig sind, so waren von 57,1 Millionen physisch verkaufter Tonträger 2018 noch immer 50,7 Millionen CD-Alben (Zahlen: BVMI).

Verstärker AXA35

Es wird also Zeit, die beiden Geräte auszupacken, statt sich weiterhin nur an den schönen Produktfotos zu erfreuen. Ich widme mich zuerst dem Verstärker AXA35. Dieser wartet mit 35 Watt Ausgangsleistung auf. Das klingt auf den ersten Blick nicht viel, aber reicht tatsächlich aus, einen Raum auch für eine Party mit ganz viel Musik zu beschallen. Optisch hat mich der AXA35 sofort im Griff. Mit seinen Maßen von 83x430x335 Millimetern passt der Receiver in jedes Phonoregal und macht dabei aufgrund seiner Zurückhaltung auf Anhieb eine überragende Figur.

An der Front befinden sich nur wenige Knöpfe und ein kleines Display, alles ist übersichtlich angeordnet und auch von einem Laien problemlos zu bedienen. Hier finden sich die verschiedenen Eingänge von Zuspielern, eine Kopfhörer- und Aux-In Buchse, ein kleiner Knopf für das Menü und der üblicherweise überdimensionierte Regler für die Lautstärke. Dazu kommt ein minimalistisches Punktmatrix-Display, welches trotzdem jederzeit lesbar den Zustand des Systems anzeigt. Beim Druck auf das Menü eröffnen sich genau drei Funktionen.


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Hier lassen sich mit wenigen Handgriffen die Bässe und Höhen den persönlichen Ansprüchen entsprechend einstellen. Wer Schwierigkeiten mit dem Stereo hat, kann hier ebenfalls die Balance des Signals verschieben. Über den Lautstärkeregler erfolgt die entsprechende Justierung, mehr ist nicht nötig, um das kleine System seinen Klang-Vorlieben entsprechend anzupassen. Die Verarbeitung ist überragend und die Haptik aller Bedienelemente hinterlässt auf Anhieb einen hochwertigen Eindruck.

Der Blick auf die Rückseite ist ebenso wohltuend übersichtlich. Hier wird auf Anhieb klar, dass es sich um einen klassischen Stereo-Verstärker handelt. Zwei Schraubklemmen – in dieser Preisklasse auch nicht immer üblich – sorgen für den Anschluss der Lautsprecher. Wer einen genauen Blick auf die sechs analogen Eingänge wirft wird überrascht feststellen, dass Cambridge Audio im AXA35 sogar einen Phono-Eingang für den Anschluss eines Plattenspielers verbaut hat. Hierbei handelt es sich um einen Moving-Magnet-Phono-Vorverstärker. Mit diesem Receiver kommen also auch Vinyl-Fans auf ihre Kosten.

Der Blick unter die Haube offenbart das handwerkliche Geschick beim Verbauen der hochwertigen Teile. Überrascht haben mich dabei vor allem die Größe des Ringkerntransformators und die großen Kühlrippen. Der Trafo entwickelt genug Power, um die Chips gut zu versorgen. Wie man es dreht und wendet, Cambridge Audio hat hier einen für diese Preisklasse erstaunlich hochwertigen Verstärker auf die Beine gestellt. Ich kenne bisher nichts Vergleichbares, das so viel für nur 350,- Euro aufbieten kann.

CD-Player AXC35

Die gleiche Begeisterung packte mich augenblicklich beim CD-Player AXC35, als ich diesen aus dem Karton und der Folie befreit hatte. Das gleiche Design wie schon der Verstärker und endlich übereinander gestellt ein Traum von einer kleinen HiFi-Anlage. Auch hier ist der Anblick von vorn so übersichtlich, so klassisch, dass man erst einmal vor dem System sitzt und sich fragt, ob man eigentlich mehr braucht als das, was Cambridge Audio hier aufbietet?

Ein Knopf zum Öffnen und Schließen des leise sirrenden Schlittens und die üblichen, heute so eingängigen Knöpfe zur Bedienung des Players, Play/Pause, Stop und Titelsprung vor und zurück, mehr ist nicht nötig, einen CD-Player zu bedienen. Dazu kommt auch hier das kleine Punktmatrix-Display, welches anfangs die Anzahl der Titel und die Lauflänge der CD anzeigt und während des Spielens die Nummer des Titels und dessen Lauflänge.

Spartanisch ist ebenfalls die Rückseite, lediglich der Ausgang für das Phonokabel und ein digitaler Ausgang sind hier angebracht. Im Inneren werkelt ein D/A Wandler von Wolfson, dieser liefert die exakte Datenausbeute einer CD nämlich den Frequenzbereich von 20 bis 20.000 Hertz – warum also mehr verbauen? Ansonsten ist das Gehäuse ziemlich leer, aber wer schon einmal seinen CD-Player geöffnet hat weiß, dass hier eben nicht viel technische Finesse benötigt wird.

Klang der AX Series

In Zeiten von Streaming neigt man dazu, seine beim Öffnen des Schrankes doch überraschend große CD Sammlung zu vernachlässigen. Man nimmt Scheibe für Scheibe in die Hand und verbindet die eine oder andere Erinnerung mit einem Album oder auch nur einem Song. Und so verbrachte ich erstmal gut zwei Stunden damit, die entsprechenden Scheiben für einen Test herauszusuchen. Mit einem Stapel Silberlingen unter dem Arm machte ich mich auf in das Testzimmer, in dem die AX Series aufgebaut ist – nur um dann über eine inzwischen seltene und damit kostspielige CD-Edition in meinem Regal voller Spiele zu stolpern.

Videospielern ist GTA ein Begriff. Zum Titel Vice City gab es seit dem 29. Oktober 2002 die Vice City Official Soundtrack Box. Alle Musikstücke, die man während des Spiels im digitalen Radio hören konnte, wurden auf sieben CDs der verschiedensten Musikrichtungen gepresst. Und genau diese Box musste jetzt für den Test der Cambridge Audio AX Serie herhalten. Wann hatte ich zum letzten Male bewusst Kim Wilde, Toto, Roxy Music oder Herbie Hancock gehört? Zeit also, das System genau mit diesen Interpreten auf Herz und Nieren zu testen.

Weit über 100 Songs verschiedener Genres warten darauf, wieder einmal gespielt zu werden und beim ersten Überfliegen der verschiedenen CDs und Titel werden so viele Erinnerungen wach. Ich starte dann doch tatsächlich mit Africa von Toto und bin sofort wieder gefangen. Das soll eine Anlage für weniger als 700,- Euro sein? Ja klar, das System bietet nur 35 Watt und es ist völlig witzlos, dieses an seine Standlautsprecher anzuschließen, aber für diesen Test hat mir Magnat seine Quantum Edelstein zur Verfügung gestellt. Und eben solche Regallautsprecher gehören auch an die AX Serie.

Zurück zu Toto`s Africa. Bereits bei den ersten Tönen überrascht der schöne Stereo-Effekt der afrikanischen Schlaginstrumente wie die Conga, bis das Keyboard einsetzt und in Verbindung mit dem Xylophon den so bekannten und eingängigen Loop des Songs spielt. Alles erklingt mit einer solchen Klarheit und Lebendigkeit, dass man wirklich jeden Anschlag auf die einzelnen Klangkörper hören kann. Ähnlich ergeht es mir bei der schon so viele Jahre nicht mehr gehörten Kim Wilde. Hier ist es die so kraftvolle Stimme der gleichnamigen Sängerin beim Song Kids in America, die mich sofort wieder in meine Jugend zurückkatapultiert. Diese Dynamik der AX Serie packt mich!

Aber es spielt keine Rolle, ob man die 1980er Jahre musikalisch reanimiert, ob man aktuelles Material wie Mumford & Sons, Frei.Wild oder Elle King in den Schacht des Players legt, ob es harte und handgespielte Musik ist oder ob es um die markanten Stimmen von Sänger/innen geht, das Ergebnis ist immer das Gleiche: Die Cambridge Audio AXA35 und AXC35 verblüffen und erfreuen mit einem so offenen Klangbild in den Höhen, mit einer solchen Dynamik auch in den tiefen Passagen und mit solch klaren Stimmen in den Mitten.

Und noch etwas schafft Cambridge Audio: Hier sind im Laufe der Testwochen zahlreiche Menschen vor das System gesetzt worden, um Musik zu hören. Ich wollte einfach meine eigene Begeisterung hintenanstellen und hören was andere sagen, die nicht regelmäßig mit hochwertigen HiFi-Anlagen und mit dem Hören von Musik befasst sind. Alle Aussagen gleichen sich: Niemand konnte bis zum Blick auf das Preisschild der AX Serie wirklich glauben, dass das System keine 700,- Euro zuzüglich der Lautsprecher kostet. Aber das hier angeschlossene Paar Magnat Quantum Edelstein ist auch schon für unter 500,- Euro zu bekommen.

Und damit ist der hehre Gedanke der High End, mit der Aktion Sounds Clever Einsteiger HiFi für unter 5000,- Euro anzubieten, mit nur einem Test ad absurdum geführt. Es geht nämlich noch ganz weit unter diese offenbar magische Grenze.

 

Fazit:

Jetzt, Wochen später nach dem ersten Anspielen, läuft das System noch immer regelmäßig. Da die AX Serie in einem anderen Raum als den üblichen Wohnbereichen steht, nehme ich mir immer wieder die Zeit, mich bewusst hinzusetzen und Musik zu genießen – kein spielen im Hintergrund, keine latente Dauerbeschallung wie es beim Streaming so häufig der Fall ist, sondern innerlich abschalten und in Ruhe den so unterschiedlichen Songs lauschen. Und wenn eine HiFi-Anlage das schafft, dann hat sie alles richtig gemacht.

Kommt zum Klang auch noch ein Preis, der schon fast unverschämt günstig ist, dann darf man Cambridge Audio ruhigen Gewissens fragen, wie das möglich ist? Warum kann hochwertiges HiFi so wenig kosten, während man auf den bekannten Messen mit Summen konfrontiert wird, die im Bereich eines gebrauchten Hubschraubers liegen?

Wie man es dreht und wendet: Wer eine neue HiFi Anlage sucht und sich die AX Serie von Cambridge Audio nicht zumindest einmal angehört hat, dem ist nicht mehr zu helfen. Hochwertiger und günstiger wird es HiFi wohl nie wieder geben.

 

 

Link zur Herstellerseite: Cambridge Audio AX Series

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