Beim IFA-Klipsch Event stellten die Amerikaner ihre neue Produktpalette vor. Neben mobilen Boxen hatten es mir vor allem die neuen Kopfhörer angetan. Einer davon war das T5 Neckband. Ausgestellt hinter Glas war der Kopfhörer zwar nett anzusehen, aber nur aufgrund eines Designs kauft man keinen. Glücklicherweise standen neben der Vitrine drei Pakete mit nagelneuen Geräten, die wir auspacken durften. Wer eines der begehrten Neckbands ergattern konnte, gab es nicht mehr her und zum Ende des Abends war ich nicht der einzige, dem das Band förmlich wieder vom Hals gerissen werden musste.
Und das lag nicht einmal nur am einwandfreien Klang trotz sich in der Umgebung zahlreicher unterhaltender Menschen und lautstarker Vorführungen der neuen Klipsch Soundbars. Denn ein Neckband hat gegenüber klassischen In-Ears einen entscheidenden Vorteil – man hat die Hände frei, wenn man sie benötigt. Es müssen keine Kabel gewickelt werden, man muss keine Wireless Kopfhörer verstauen, man zieht sich die Stöpsel aus den Ohren und verliert diese trotzdem nicht, wenn das bestellte Getränk eintrifft und man sich mit dem netten Servicepersonal unterhalten möchte.
Nun habe ich das Klipsch T5 Neckband hier zum Test und die Begeisterung des Events stellt sich augenblicklich wieder ein. Das beginnt für mich schon bei der Verpackung. Kein Plastik, kein Blister, sondern ein hochwertiger Karton steigert die Vorfreude auf den Inhalt. Darin befinden sich neben dem Kopfhörer eine mehrsprachige Kurzanleitung in mikroskopischer Schriftgröße, das USB-Ladekabel und drei Paar Ohraufsätze aus Silikon in verschiedenen Größen. Wie schon beim T5 True Wireless sucht man auch hier Aufsätze aus Memory Schaum vergeblich.
Aber die vorhandenen Aufsätze passen dann wirklich in jedes Ohr. Klipsch hat diese der Anatomie des Gehörgangs angepasst und eine ovale Passform erschaffen. Hier sollte man beim Hören tatsächlich alle Aufsätze einmal durchprobieren und für sich selbst entscheiden, welche Größe den persönlich besten Klang ins Ohr transportiert. Ich wechselte zwischen der bereits aufgesteckten mittleren Größe und der kleinen. Die Unterschiede im Klang sind immens, so dass ich letzten Endes bei den mittleren Steckern blieb.
Es ist tatsächlich so, dass die Passstücke meist größere Auswirkungen auf den Klang haben, als die verbaute Technik. Was dem einem passt, kann dem anderen zu groß oder klein sein. Erst wenn der Stecker richtig im Ohr sitzt, kann ein Kopfhörer sein volles Potential entfalten.
Hat man das T5 Neckband das erste Mal in der Hand, staunt man zuerst über das nicht vorhandene Gewicht. Meine Küchenwaage zeigt hier genau 26 Gramm an, liegt das Band um den Hals ist es praktisch nicht zu spüren. Somit sind selbst stundenlange Musiksessions kein Problem. Jedes Neckband ist aus handgenähtem Leder gefertigt und extrem beweglich. Man muss also beim An- oder Umlegen keine Angst haben, hier etwas zu verbiegen oder anderweitig kaputt zu machen. Erhältlich ist das Neckband in komplettem Schwarz oder in einer weißen Ausführung mit hellbraunem Lederband.
Die komplette Technik des T5 Neckband befindet sich in den Enden. Bei der Bedienung kommt man tatsächlich mit nur 3 Knöpfen aus, die von Titelsprung, Regelung der Lautstärke und der Annahme von Telefonaten alles regeln. Alles erfolgt intuitiv, ein kurzer Druck auf die Plus- oder Minus-Taste erhöht oder reduziert die Lautstärke, ein langer Druck sorgt für einen Titelsprung. Telefonate werden über eine wirklich spürbare Vibration und einen Ton angezeigt und mit Druck auf den Power-Knopf angenommen und beendet.
Die 5 Millimeter Treiber arbeiten mit Bluetooth 5.0 und durch aptX und AAC-Codecs wird Musik in bestmöglicher Qualität vom Smartphone oder Tablet abgespielt. Das Bluetooth-Pairing funktioniert anstandslos, das iPad und das Smartphone fanden das T5 auf Anhieb und die Verbindung stand innerhalb weniger Sekunden.
Startet man dann endlich den ersten Song, ist man über die Ausgewogenheit überrascht, denn Klipsch wird ja üblicherweise mit eher basslastigen Klang in Verbindung gebracht. Aber davon ist hier wenig zu spüren. Schon bei den ersten Tönen von Oh No von grandson wird deutlich, dass man bei Klipsch zwar auf kräftige Bässe nicht verzichtet, aber diese eben nicht überzogen aufspielen, sondern den Song perfekt begleiten.
Gleiches gilt für Leave The Light On von Zero 9:36, der Bass ist sauber eingespielt und wird vom T5 Neckband sehr gut ins Ohr transportiert. Allerdings zeichnet diesen Song nicht nur sein Bass aus, sondern es sind zahlreiche Kleinigkeiten, die beim Hören auffallen und Spaß machen. So sind das hier das simulierte Knistern einer Schallplatte und ein Schnipsen von Fingern im Hintergrund, welche auch ungeübten Zuhörern die Qualität des Kopfhörers deutlich machen.
Man sagt ja Klipsch nach, dass deren Produkte eigentlich erst mit harter Musik zur Höchstform auflaufen, aber die T5 können noch mehr. SDP lässt sich musikalisch in keine Schublade stecken, die Mischung aus Hip Hop, Rock oder Pop und deutsche Texte voll von ironischem Wortwitz katapultieren die beiden Musiker zurecht regelmäßig in die Charts. Aber gerade deren Balladen stecken oftmals voller Tiefe, Ich will nur das du weißt mit Adel Tawil ist ein solcher Song. Die T5 spielen hier sauber mit, die Stimmen stecken voller Emotionen und nehmen den Hörer mit. Auch in den Mitten macht das T5 Neckband einen wirklich guten Job.
Singer/Songwriter gibt es zahlreiche und dennoch schaffen es nur ganz wenige, dass ich mich immer wieder mit denen beschäftige. Ben Cooper bzw. Radical Face ist einer derjenigen, dessen Alben hier regelmäßig gespielt werden. Das liegt einerseits an der für mich beindruckenden Stimme und andererseits an seiner Art, Gitarre zu spielen. Always Gold ist ein Song, der mich aufgrund seines Taktes und der verschiedenen Instrumente im Hintergrund regelmäßig aufs Neue fesselt. Auch hier spielt das Klipsch Neckband einwandfrei auf und mit, ich genieße jede Passage dieses Songs auch mit dem kleinen Kopfhörer.
Die einzige Frage, die zum T5 Neckband offen bleibt ist folgende:
Ist das nun ein Wireless In Ear oder ist das doch ein kabelgebundener Kopfhörer? Im Grunde genommen ist mir das egal, weil ich einfach Spaß damit habe. Der Klang ist tatsächlich ausgeglichen und nicht überzogen basslastig und die Laufzeit des Akkus ist mit meiner realen Nutzung von im Schnitt 14 – 15 Stunden wirklich ausgezeichnet. Klipsch gibt 15 Stunden an, damit passt das.
Angenehm überrascht hat mich eine Funktion, die ich eigentlich so gut wie nie bei einem Kopfhörer nutze – man kann mit dem Klipsch T5 Neckband tatsächlich auch einwandfrei telefonieren. Die Sprachverständlichkeit ist auf dem Kopfhörer wirklich gut, auch wenn der Gesprächspartner etwas weiter entfernt scheint. Auf der anderen Seite kommt man aber selbst einwandfrei an, man wird verstanden und Nebengeräusche durch Verkehrslärm oder ähnlichem werden durch cVc Noise Cancelling recht gut unterdrückt.
Fazit:
Nach dem T5 True Wireless ist auch das T5 Neckband ein wirklich guter Kopfhörer für den mobilen Gebrauch. Auch wenn ein Neckband im ersten Augenblick wie ein Hybrid aus kabelgebundenen und kabellosen Kopfhörer wirkt, so hat das Design einen wirklich entscheidenden Vorteil:
Die Hände sind frei, wenn man sie braucht. Kommt man in eine Situation, in der man die Stöpsel aus den Ohren ziehen muss, sortiert man weder Wireless In Ears weg, noch hängen irgendwo lange Kabel aus der Jacke. Die Stöpsel hängen am Bügel und sind sofort wieder einsatzbereit. Weder kann man die verlieren, noch gibt es Kabelsalat.
Die Preisspanne bei In Ears reicht vom 10,- Euro Blister-Kopfhörer vom Krabbeltisch des Discounters bis hinein in den audiophilen, aber dann vierstelligen Bereich. Mit 129,- Euro ruft Klipsch aber einen erstaunlich moderaten Preis auf, der Klang und das Design machen einen tatsächlich höherwertigen Eindruck.
Link zur Herstellerseite: Klipsch T5 Neckband
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