Im Test:  LG UltraGear 27GR93U – 4K-Gaming in den Tiefen des Alls

Ultra High Definition hat sich schon länger einen Platz in vielen Wohnzimmern erobert, bei PC-Gamern bleibt 4K aber nach wie vor eher eine Nische. Der LG UltraGear 27GR93U kann das aber ändern und ein Anreiz sein, beim nächsten Monitor-Upgrade einen Blick auf 4K-fähige Hardware zu werfen.

Mir ist klar, dass mein HighEnd PC ein riesiges Privileg ist. Um ein hochaufgelöstes und vor allem flüssiges Spielerlebnis zu bekommen, greift man oft sehr tief in die Tasche – nicht zuletzt auch bei der Wahl des Monitors. Auch ich musste einige Zeit ansparen und der Marktsituation geschuldet einen passenden Moment abwarten, um auf eine RTX 3080 aufzurüsten.

Für die meisten Spieler ist ein fähiges FullHD Setup daher schon eine große Investition. Selbst QHD ist sehr viel weniger vertreten und ein Upgrade auf 4KHardware erscheint in vielen Augen nicht lohnenswert, da das Preis-Leistungs-Verhältnis mit steigender Leistung immer schlechter wird.

Der 27GR93U stellt sich mit seinen Qualitäten für einen relativ geringen Preis aber ganz klar gegen diesen Trend auf und ist grade bei Rabatt-Aktionen kaum schlagbar. Diese Ersparnis kann man dann zum Beispiel in eine bessere Grafikkarte investieren. Um das 4K-Erlebnis noch besser auskosten zu können, gibt es zusätzlich ein Modell mit 32 Zoll Bildschirmdiagonale.

Während meine GTX1080 ihren wohlverdienten Ruhestand im Regal zwischen der Xbox Kinect und dem Sega Master System genießt und mir wie in alten Zeiten von den Stärken und Schwächen der verschiedenen Panel Typen erzählt, darf ich mich vom Monitor selbst wieder einmal eines Besseren belehren lassen. Was auch immer man bei LG mit den Monitor-Panels anstellt, die typischen Probleme, die ein IPS-, TN- oder VA-Panel haben soll oder aber auch hat, bleiben selbst bei genauer Betrachtung bei LG unscheinbar.

In diesem speziellen Fall kann der 27GR93U natürlich gekonnt die Stärken seines IPS Panels ausspielen, das bekanntermaßen seine Vorteile in der Bildqualität hat und dafür in der Vergangenheit etwas langsam galt. Die Kombination aus 144Hz Bildwiederholrate und 1ms Reaktionszeit ist für die meisten Spiele, bei denen 4K Sinn macht, dagegen mehr als ausreichend. Aktuelle Konsolen laufen so oder so bei 120Hz und selbst mit der besten aktuell erhältlichen Grafikarte ist man am PC mit flüssigen 80FPS schon gut bedient. Dank NVIDIA G-SYNC und AMD FreeSync musss man sich ohnehin wenig Gedanken über Tearing oder Ghosting machen.

Was die variable Bildrate für einen Unterschied machen kann, wird aber leider oft vergessen. Mit 95% Abdeckung im DCI-P3 Farbraum stellt der Monitor Farben realistisch und mit einer hohen Genauigkeit dar, wie man es von einem IPS erwarten kann. Kontraste im Verhältnis von 1000:1 in Kombination mit HDR10 und Display HDR 400 lassen auch hier keine Wünsche offen. Im Gegenteil, ich habe diese Spezifikationen schon öfter gesehen und war überrascht, wie schwarz das Bild des 27GR93U in den richtigen Momenten dargestellt werden kann.

Natürlich darf zum großartigen Bild auch ein entsprechender Ton nicht fehlen. Auf eingebaute Lautsprecher wird aber verzichtet, da die schmale Bauform ohnehin nicht genug Volumen für guten Klang bieten kann. Der 27GR93U bietet stattdessen wie andere UltraGear Monitore auch einen 4-poligen Kopfhöreranschluss mit DTS Headphone:X für wirklich guten virtuellen 3D-Sound. Wer neben Kopfhörern auch ein gutes Soundsystem für das Gaming am PC sucht, wird aber bei uns fündig >>>

Der Weg in die Sterne

Ich muss gestehen, auch ich habe mich wie so viele andere ganz schön vom Hype um Starfield mitreißen lassen. Nach zwei vollen Stunden in der Charaktererstellung wollte ich mich dann auch endlich in mein Raumschiff setzen, nur um festzustellen, dass meine Geschichte als Minenarbeiter beginnt. Die kurze Einführung durch öde Tunnel und ein paar glänzende Energiestrahlen endete allerdings mit einem optischen Knall. Ich hatte nicht erwartet so früh im Spiel gefühlt alle Farben gezeigt zu bekommen, die der Monitor wiedergeben kann. Als ich dann endlich abheben durfte, wurde auch genau das Bild geliefert, welches ich erwartet hatte.

Meine Faszination für die Weiten des Weltallsreicht weit bis in meine Kindheit zurück. Die Bilder von Hubble und des neuen James Web Space Telescope haben eine klare Vorstellung geschaffen, wie es außerhalb der Atmosphäre unseres Heimatplaneten aussieht. Starfield hat nicht enttäuscht. Das tiefe Schwarz des Alls wird nur von grellen Sternen, leuchtenden Planeten und ein paar Raumschiffen und Raumstationen unterbrochen. Das Zusammenspiel aus Raytracing und der Qualität des 27GR93U resultiert in traumhaft schönen Bildern. Teilweise habe ich länger damit verbracht, einfach nur ein System zu erkunden, anstatt den Quests zu folgen, wegen derer ich überhaupt begonnen habe, Starfield zu spielen. Dabei liegt der 27 Zöller in Sachen Immersion und Bildqualität nicht weit hinter dem gleichgroßen LG Monitor OLED 27GR95QE oder meinem LG TV OLED55C1.

Von der Geschichte eines Einzelnen ging es ein paar Tage später um das große Ganze. Ein paar Freunde und ich suchen immer wieder nach Möglichkeiten in Stellaris die ganze Galaxie zu erobern und vor Krisen zu retten. Eine Runde kann sich dabei über mehrere Tage ziehen. Es gilt sein eigenes Reich aus mehreren Sternsystemen auszuweiten und wirtschaftlich, wissenschaftlich, politisch und militärisch erfolgreich aufzustellen.

Mit den entsprechenden Mods, welche die Grafik basierend auf echter Astrofotografie aufhübschen, kommt man auch bei diesem RTS auf seine „videophilen“ Kosten. Damit setzt man genau auf die Stärken des LG UltraGear 27GR93U. Das bedeutet aber nicht, dass dieser in Racing Games oder Shootern, also Spielen die weitaus schneller getaktet sind, nicht genau so gute Bilder abliefern kann. Auch hier kann der Monitor ein wirklich gutes Spielerlebnis liefern, obwohl er nicht so sehr auf Geschwindigkeit ausgelegt ist.

Findet man sich dann doch an einen Samstagabend mal in einer Runde Valorant wieder, fällt dieser Mangel an Geschwindigkeit nur auf, wenn man sehr genau hinschaut. Generell kann man bei 144Hz und 1ms Reaktionszeit nicht behaupten, dass einen die Hardware zurückhält.

Ohne zu sehr darauf eingehen zu wollen: Ein Monitor mit 360Hz hat hier natürlich einen Vorteil. Dieser wird aber erst relevant, wenn man zu den Besten der Besten zählt, daher ist der Vergleich hier nicht wirklich von Relevanz.

Persönlich finde ich 27 Zoll Diagonale für einen Monitor mit 4K-Auflösung schon etwas klein, auch weil ich inzwischen größere Diagonalen gewohnt bin. Der Pixelabstand ist zwar für ein geübtes Auge bemerkbar, aber selten wirklich auffällig. Wir reden hier jedoch von Zahlen, die sich um wenige Mikrometer unterscheiden, man muss also schon sehr genau hinschauen. Ein QHD-Monitor kommt dagegen mit einer großen Entlastung für die Hardware und ermöglicht noch schnellere und flüssigere Bilder bei der gleichen Monitor-Größe. Für ein noch immersiveres Spielerlebnis kann man überlegen, ob das 32 Zoll große Modell mit dem gleichen Panel besser zu seinem Setup passt, möchte man den Sprung zum 4K-Gaming vollziehen. Selbst bei diesem liegen die Pixel aber immer noch näher zusammen, als bei einem QHD-Monitor mit 27 Zoll.

Immer wieder UltraGear

Man könnte denken, dass man nach mehreren getesteten Monitoren aus einer Produktreihe den Anblick des immer gleichen Designs überdrüssig wird, aber jedes Mal, wenn der UltraGear dann aufgebaut hier steht, sticht mir das Aussehen wieder positiv ins Auge. Ich bin ein großer Fan des so einfachen, aber doch sehr eleganten Auftretens der UltraGear Monitore. Mein einziges Problem dabei ist nur, das jedes Mal wieder in neue und ansprechende Sätze in einem Test zu verpacken, die dem coolen Aussehen gerecht werden.

Selbst wenn der Monitor ausgeschaltet ist, vermittelt er ein Gefühl von hochwertiger Qualität. Der reflektierende Streifen unter dem Bildschirm, das LG Logo am V-förmigen Standfuß und das Wabenmuster auf der Rückseite sind willkommene Akzente, die das sonst zu dezent wirkende Gesamtbild gekonnt unterbrechen und interessant gestalten. Aber es ist eben eine Kunst, einem Display, egal ob Monitor oder TV, ein eigenes Design zu verpassen. Daher sorgen auch die LED-Streifen, die seitlich an der hinteren Abdeckung angebracht sind, für eine angenehme Hintergrundatmosphäre und ein Auftreten mit Wiedererkennungswert.

Wie immer lassen sich alle Einstellungen in der zu Recht preisgekrönten Benutzeroberfläche steuern. So kann man einfach zwischen den Eingabequellen wechseln, wofür zwei HDMI 2.1 und ein DisplayPort 1.4 zur Verfügung stehen, aber auch das Bild nach Belieben anpassen oder einfach einen der voreingestellten Modi verwenden. Die Höhe und Neigung verstellen zu können, gehört heute zum Standard-Repertoire eines ordentlichen Monitors, um dem Spieler eine selbst wählbare und bequeme Sitzposition zu ermöglichen.

Der LG UltraGear 27GR93U lässt sich zudem im Uhrzeigersinn in Pivot-Stellung drehen. Wie auch beim 27Zoll OLED kann ich hier nur sagen, dass das eine schöne Funktion ist. Warum man aber einen Monitor dieser Qualität im Hochformat auf den Schreibtisch stellen sollte, konnte ich mir noch immer nicht beantworten. Den Grund für diese Entscheidung von LG werde ich beim nächsten Zusammentreffen mit den entsprechenden Verantwortlichen einmal erfragen müssen.


Link zum Hersteller: LG UltraGears 27GR93U