Im Test: Yamaha R-N2000A – Technik und Design der Extraklasse

Fast ein Jahr ist es her, seit ich den neuen Yamaha R-N2000A auf der High End 2022 in München vorgeführt bekam. Und mich hatte der Verstärker sofort gepackt. Da waren wie eigentlich immer bei Yamaha die klanglichen Qualitäten, die mich Song um Song im Auditorium verweilen ließen, aber es war vor allem auch das großartige Design, das den R-N2000A aus so vielen anderen Verstärkern auf dem Event hervorstechen ließ. Nun endlich ist der Receiver verfügbar und ich habe den für einen ausgiebigen Test zu stehen, auf den ich mich seit der längst vergangenen Messe freue.

Allein schon das Aussehen des vor längerer Zeit hier getesteten großartigen Yamaha R-N803D war ein Grund, sich näher mit einem klassischen Stereo-Receiver nur für seine Musik zu beschäftigen. Wem dieser großartige Receiver zu profan war, griff ohnehin zur überragenden 5000-Serie oder dem A-S3200 von Yamaha, die das Maß aller Stereo-Dinge sind. Aber der neue R-N2000A ist mehr als nur bekanntes Stereo über bekannte Zuspieler, denn Yamaha bringt hier auch alles unter, was das Netzwerk an Musik anzubieten hat. So steht unter dem Strich nicht nur ein herkömmlicher Verstärker, sondern eine akustische und optische Komplettlösung für alle, die nicht nur ihre geliebten Schallplatten oder CDs zuspielen wollen, sondern die auch hochauflösendes Streaming genießen möchten, ohne dafür weitere Hardware aufstellen zu müssen.

Ein optischer Traum von einem Receiver
Aber bleiben wir vorerst bei der Optik, denn das ist es, was der Nutzer eines solchen High-End-Gerätes zuerst wahrnimmt. Neben den klassischen Drehreglern für Bässe, Höhen, die Balance und Loudness fallen vor allem die beiden nostalgisch anmutenden Pegelanzeigen auf, die den Takt der Musik auch optisch wiedergeben. Eigentlich hat sich eine solche Anzeige längst überholt, aber es ist eben ein liebevolles Detail, welches regelmäßig die Blicke auf sich zieht.

Dazu kommen mit Input, Select und Loudness drei Drehregler, die das komplette System steuern. Wählt man per Input das Webradio, sucht man über Select seinen Lieblingssender und speichert diesen. Auch wenn die Fernbedienung überragend ist, nehme ich trotz der zahlreichen Tage, die der R-N2000A hier bereits zum Test steht, alle Einstellungen noch immer direkt am Receiver vor, ganz einfach, weil diese klassischen Knöpfe eine so besondere Haptik und damit Spaß an der Bedienung dieses High-End Gerätes vermitteln.

Aber das ist noch lang nicht alles, denn die feinste optische Spielerei ist so unmerklich, so dezent, dass sie fast untergeht. Am unteren Rand, der normalerweise nur die schlichte Front eines jeden Gerätes darstellt, haben die Japaner ein OLED-Display integriert, welches alle relevanten Informationen darstellt. Da wird beim Einschalten das Yamaha-Logo angezeigt, welches kurz darauf langsam ausgeblendet wird, die Lautstärke-Regelung ist nun auch mit einem kleinen Icon statt nur schlichter Zahlen versehen oder aber es wird der gerade genutzte Eingang oder Radiosender in gestochen scharfer Schrift dargestellt. Dieser Kontrast von scheinbar aus der Zeit gefallenen Drehreglern und Pegelanzeigen und schwarzer OLED-Leiste ist so großartig, so stimmig und beim silbernen Modell des R-N2000A noch einmal so viel prägnanter.

Das Beste aus allen Welten
Yamaha schafft es aber nicht nur, optisch Nostalgie und Moderne miteinander zu vereinen, es gelingt auch der Spagat zwischen den AV-Receivern für das Heimkino und traditionellem Stereo. Denn auch der R-N2000A verfügt über die von Yamaha bereits bekannte YPAO-Einmessung des Raums über ein Mikrofon, um so den perfekten Stereo-Sweetspot auf dem Sofa zu ermitteln. Und diese Einmessung war schon auf der High End bei der Vorführung durch Andreas Rieckhoff von Yamaha hörbar. Im quadratischen Auditorium der Messe veränderten selbst kleinste Einstellungen in der Ansteuerung der beiden Lautsprecher das komplette Klangbild. Daher war ich gespannt, wie sich das in den eigenen vier Wänden darstellt.

Ich nutze den RX-A2080 als Receiver für mein Heimkino und habe obendrein zahlreiche weitere Yamaha-Receiver getestet. Von daher war mir also die Einmessung über das mitgelieferte Mikrofon nicht neu. Nun unterscheidet sich aber mein Heimkino allein schon durch räumliche Gegebenheiten von meinem Wohnzimmer, welches rein für HiFi genutzt wird. Selbst ohne die Einmessung war der Klang schon vermeintlich einwandfrei, mit der Messung hingegen war das Ergebnis noch einmal hörbar besser.

Selbst wenn man nicht optimal zu seinen Lautsprechern sitzt, erzeugt das System einen klar definierten Hot-Spot mit sauberer Trennung und damit perfekter Mitte. Aber nicht nur das fällt auf, sondern auch der Klang legt tatsächlich zu, da durch die Messung auch durch Bässe verursachte Störungen im Raum minimiert bis eliminiert werden. Man sollte sich also wirklich diese paar Minuten Zeit zur Vermessung des Raumes nehmen.

Der Aufbau des Yamaha R-N2000A folgt wieder dem strikten Weg der Symmetrie. Alle Bauteile sind so ausgerichtet, dass sich das gesamte System im Gleichgewicht befindet. Der große, mittig angeordnete Ringkerntransformator verrichtet seinen Dienst auch in den High-End Hifi-Komponenten von Yamaha, eingerahmt wird dieser von den Kühlkörpern und Kondensatoren, die alle fest mit dem Gehäuse verschraubt sind. Dieses Konzept und die ebenfalls am stabilen Boden fest verschraubten, silbernen Messingfüße verhindern Schwingungen, die den Ton gerade im Bassbereich negativ beeinflussen können. Nicht umsonst hat der Receiver ein Gewicht von 21 Kilogramm.

Was beim Yamaha R-N2000A alles möglich ist, offenbart der Blick auf die Rückseite. Auffällig sind hier sofort die großen, aus Vollmessing gefertigten Lautsprecher-Anschlüsse, die links und rechts um alle relevanten Anschlüsse gruppiert sind. Allein diese Anschlüsse lassen selbst den Laien erahnen, welche Qualität Yamaha hier in diesem Receiver verbaut hat. Auch wenn der R-N2000A über MusicCast verfügt und somit jeden beliebigen Schallwandler im Netzwerk anspielen kann, verzichtet man bei Yamaha nicht auf einen B-Bereich für ein weiteres Paar Lautsprecher.

Neben den klassischen Eingängen wie den beiden optischen Eingängen, einem koaxialen Eingang oder dem Zuspielen von CD darf natürlich der Phono-Zugang nicht fehlen. Noch immer boomt Vinyl und ein Ende ist nicht in Sicht. Deswegen ist selbstverständlich auch ein entsprechend hochwertiger Phono-Vorverstärker Teil des R-N2000A. Dazu kommt sogar ein HDMI-ARC-Anschluss, der auch den Klang aktueller TV abgreift.

Warum man aber bei all der Technik einen USB-B statt des überall üblichen USB-A-Anschlusses verbaut, wurde erst durch Yamaha geklärt. Ich war bis dato der Überzeugung, diesen Anschluss auch als klassische Stromversorgung für meine nuConnect trX Funksteuerung zu verwenden, die den entsprechenden Nubert Subwoofer ansteuert. Aber nun bin ich klüger. Der hier verbaute USB-Anschluss ist ein USB-DAC, der zum Anschluss eines PC dient und damit den R-N2000A zu einer externen Soundkarte werden lässt.

Einrichtung mit der MusicCast App
Um die volle Funktionalität des R-N2000A inklusive aller Streaming-Dienste oder des Web-Radios zu nutzen, erfolgt die Einrichtung über die Yamaha MusicCast-App. Yamaha hat die App gründlich überarbeitet und so ist die Einrichtung eines neuen Gerätes selbst für den unerfahrenen User fast schon ein Kinderspiel. Im ersten Schritt sucht die App den eingeschalteten Receiver, danach folgt man ganz einfach den einwandfrei bebilderten Anweisungen auf dem Bildschirm. Die einzige Eingabe ist die des Passwortes für das Netzwerk und wenige Augenblicke später ist der Verstärker ins heimische Netzwerk eingebunden. Hat man mehrere Yamaha-Geräte im Netzwerk, wählt man noch einen passenden Namen und ein Foto und schon ist die Komponente unverwechselbar in der App hinterlegt.

Jetzt geht es an das Feintuning, bei dem die vorhandenen Dienste eingerichtet werden können. Benutzt man einen Sprachassistenten wie Alexa oder Google zur Steuerung, können diese hier festgelegt werden. Wichtig sind aber die Quellen, die man nutzen möchte. Die App stellt eine Unmenge an verfügbaren Zuspielern zur Verfügung, von denen man jedoch vielleicht nicht alle nutzt. Wer weder AirPlay noch einen eigenen Server als Quelle seiner Music nutzt, deaktiviert das Häkchen und schon wird diese Quelle nicht mehr auf dem Display aufgeführt. Ich habe hier alles bis auf Tidal, Spotify und das Net Radio deaktiviert und mir damit die Übersichtlichkeit meiner Zuspieler erhalten. Selbstverständlich lässt sich diese Liste aber jederzeit nachträglich bearbeiten.

Hier ist zum Test an den R-N2000A tatsächlich nur mein Plattenspieler angeschlossen, alles Weitere läuft über Tidal und Spotify. Wer das erste Mal Kontakt zum Streaming hat, überlegt spätestens beim Öffnen seiner Streaming-App, wie er seine Playlist auf dem Verstärker abspielen kann? Spotify bietet dafür unten in der Songleiste ein kleines Icon, welches dann alle verfügbaren Abspieler auflistet. Hier klickt man einfach auf den für den R-N2000A vergebenen Namen und schon verbinden sich die Geräte. Bei Tidal tippt man auf den entsprechenden Song und findet das Symbol oben rechts. Auch hier wird der Verstärker ausgewählt und dem Genuss seiner Lieblings-Playlist steht nichts mehr im Wege.

Zurücklehnen und genießen
Ich bin durch meinen Cambridge Audio CXN V2 verwöhnt. Ich finde das Design des Streamers großartig, man hat bei Cambridge eine funktionierende App ausgetüftelt und der Klang des Briten ist eine Klasse für sich. Da wird nichts geschönt, sondern mit der entsprechend zugespielten Hi-Fi-Qualität klingt der CSN V2 fast schon nach Tonstudio – Great British Sound eben. Nun muss der R-N2000A zeigen, was er gerade im akustischen Segment zu bieten hat. Bei Yamaha verbaut man dafür den Digital/Analog-Wandler ES9026PRO von ESS Technologies.

Selbstverständlich ist Musik immer eine Frage des persönlichen Geschmacks. Die einen legen Wert auf die perfekte Energie von Bässen, die anderen hingegen bevorzugen die absolute Klarheit bei der Wiedergabe von Stimmen. Der Yamaha R-N2000A hingegen kann alles. Als Fan der harten und handgespielten Musik musste der Receiver die letzte Zeit zahlreiche Playlists erdulden, die im Hi-Fi-Bereich eher verpönt sind, da hier Jazz als die Referenz zur Einschätzung von Klangqualität gilt. Auf der High End in München musste ich im letzten Jahr bei der Vorführung einer High-End-Anlage von D`Agostino sogar die minutenlange akustische Vergewaltigung eines Steinway-Flügels ertragen. Aber gut, so hat jeder seine persönlichen Präferenzen.

Es bietet sich daher also an, den R-N2000A mit den inzwischen in Ehren ergrauten Großmeistern des Trash-Metals zusammenzuführen und sich mit 72 Seasons das elfte Studio-Album von Metallica in aller Ausführlichkeit zu Gemüte zu führen. Ich hatte meinen Einstieg zur Band mit dem Album … And Justice For All, der persönliche Höhepunkt war jedoch das inzwischen zur Legende erhobene The Black Album. Nach diesen Meilensteinen kam musikalisch leider nicht mehr viel neues, außer im 8-Jahre Rhythmus ein neues Album, die sich klanglich alle recht ähnlich waren und nie wieder die Qualität der beiden genannten Alben erreichten.

Und dennoch muss man vor Metallica seinen imaginären Hut ziehen, berücksichtigt man das inzwischen fortgeschrittene Alter der Musiker. Neben AC/DC ist wohl kaum eine Band so gut gealtert, wie eben die Jungs um Sänger James Hetfield. Startet man den Opener 72 Seasons, erkennt man selbst als im Metal eher unbedarfter Musikfan sofort, dass es sich um Metallica handeln muss. Nach einer Minute Vorspiel explodiert Lars Ulrich förmlich hinter seinen Drums und Kirk Hammet zeigt, dass er noch immer ein Virtuose an der Gitarre ist. Allein der erste Riff macht klar, dass die Band hier das volle Repertoire allen musikalischen Könnens wird auffahren. Und spätestens wenn James Hetfield zumindest zu Beginn noch stimmlich relativ gemäßigt eingreift, stellt sich bei mir fast wieder das alte Metallica-Gefühl wieder ein.

Und schuld daran ist der Yamaha R-N2000A, der mein Wohnzimmer in eine gewaltige Bühne verwandelt und mich bei zahlreichen Songs headbangend herumhüpfen lässt bis mir die Luft ausgeht, schließlich bin ich inzwischen in der gleichen Altersklasse wie die Band angekommen. Trotz der Härte des gesamten Albums stellt sich der R-N2000A als überragender Vertreter seiner Klasse heraus. Mit welcher Leichtigkeit der die teils brutalen Riffs von Kirk Hammit ausgibt, ist eine wahre Freude. Alles ist straff und satt, da sitzt jeder Ton und die Studioaufnahme des Albums könnte nicht anders klingen. Beispielgebend dafür ist wohl das Solo in If Darkness Had A Son, bei dem der Receiver alle Höhen und Tiefen einer Leadgitarre durchlebt.

Zum Vergleich habe ich das Album selbstverständlich auch über meinen CXN V2 gehört, unter dem Strich sind sich Receiver und Streamer klanglich ebenbürtig. Aber selbstverständlich verfügt der Yamaha R-2000A auch über einen Anschluss für einen Kopfhörer. Nicht immer mag man seine Nachbarn mit seinem Musikgeschmack in siedlungsuntauglichen Pegeln belästigen, daher musste der Yamaha auch über Kopfhörer zeigen, was er zu leisten in der Lage ist. Leider gibt Yamaha nicht an, ob und wenn ja welcher Kopfhörerverstärker im R-N2000A verbaut ist.

Ich habe mir im letzten Jahr den Focal Elegia als meine persönliche Referenz zugelegt, aber selbstverständlich ist hier noch Luft nach oben. Dennoch mag ich diese klangliche Neutralität des Focals. Als Kopfhörer-Verstärker dient hier sonst die kleine Pro-Ject Head Box S2 und selbstverständlich sind auch hier die Grenzen des Machbaren und Preislichen nach oben offen. Aber für den Heimgebrauch ist das eine mehr als nur vernünftige Ausstattung. Der akustische Vergleich von Yamaha R-N2000A und der Pro-Ject Head Box offenbarte so auch keine wirklich wahrnehmbaren Unterschiede, der Klang war auch über den Kopfhörer absolut detailreich und dabei völlig unaufgeregt und entspannt. Ich gehe also davon aus, dass man bei Yamaha auch beim Anschluss für den Kopfhörer nicht am falschen Ende gespart hat.


Fazit:

Was sich im letzten Jahr auf der High End bereits angedeutet hatte, bestätigt sich jetzt zu Hause im ausgiebigen Test des Yamaha R-N2000A: Dieser Stereo-Receiver ist nicht nur ein technisches Kunstwerk, sondern auch ein optisches Highlight, welches alle Blicke auf sich zieht. Die Pegelanzeigen, die langen Drehregler und das OLED-Display ergeben in Kombination ein Design-Kunststück, welches man so noch nicht gesehen hat.

Technisch fährt Yamaha im R-N2000A ohnehin alles auf, was gut und teuer ist und alles zu einem überragenden Klang zusammenführt. Aber selbstverständlich ist auch ein solcher Receiver immer von seinen Zuspielern und den ausgebenden Lautsprechern abhängig. Aber dieser Verstärker ist die Basis all dessen, was man sich an Technik zusammenstellen möchte, mit diesem Gerät beginnt heimisches HiFi. Dennoch macht der R-N2000A bereits als Solist mit seinen Möglichkeiten schon so viel her. Egal ob nur Streaming oder aber in Verbindung mit MusicCast steht hier auf Jahre hinaus ein Receiver der Extraklasse.

Link zum Hersteller: Yamaha R-N2000A