JBL Quantum 360 Wireless PS5 im Test – geht Qualität für unter Hundert Euro?

JBL hat gerade beim jüngeren Publikum einen Namen wie Donnerhall. Kein Bereich, in dem JBL nicht genau diese Zielgruppe abholt, sei es bei mobilen Lautsprechern (wobei „laut“ hier wörtlich zu nehmen ist), bei Party-Boxen oder auch ganz allgemein im Segment der Kopfhörer. JBL hat es also geschafft, mit coolen Designs, überschaubaren Preisen und klugem Marketing eine Marke nicht zur kreieren, sondern nun auch über Jahre zu etablieren. Und damit der Nachschub an stylischer Hardware nicht abreißt, tummelt man sich selbstverständlich auch im Gaming mit entsprechenden Headsets. Hier liegt nun der JBL Quantum 360 Wireless in der Playstation-Version zum Test, mal schauen, ob mich der Gaming-Kopfhörer für unter 100€ mitnehmen kann?

Das Problem ist, dass der Gaming-Markt inzwischen von so vielen Herstellern bespielt wird. Da bekommt der geneigte Zocker vom China-Gadget im Blister-Pack für Klimpergeld bis hin zum Edel-Headset des vermeintlichen HiFi-Markenprofis bis in den vierstelligen Bereich alles angeboten, was Klang ausgibt. Aber dass Klang nicht gleich Klang ist, steht außer Frage. Die Frage die bleibt ist, ob ein hoher Preis auch immer gleichzusetzen ist mit hoher Qualität? Gerade das Segment der preiswerten Gaming-Headsets ist hoffnungslos überlaufen und der Spieler hat die Qual der Wahl.

Der JBL Quantum 360 Wireless kommt in zwei Varianten daher, dass Sony und Microsoft unterschiedliche Standards für Gaming-Headsets verwenden, ist für einen Hersteller eigentlich ein Fluch. Denn statt eines einzigen, technisch identischen Modells, muss man deren zwei vorhalten, um beide Fraktionen glücklich zu machen. Hier liegt nun also die Playstation-Version und schon die Verpackung ist ansprechend. Ich mag Komplementärfarben, hier sind es Orange und Blau, die sich im Regal des Fachmarktes des Vertrauens so von der Masse abheben. Nach dem Öffnen findet sich ein kleines Säckchen, was im Notfall auch zum Transport geeignet ist. In diesem ruht nun das Headset. Nimmt man nun allerdings das Quantum 360 in die Finger, bekommt man eine Ahnung, warum das Headset so preiswert ist.

Eine Mischung aus glänzendem und mattem Plastik, wohin die Finger reichen. Selbst beim Verstellmechanismus der Bügel verzichtet man bei JBL auf ein wenig Metall. Das ist also ein Design, an dass man sich tatsächlich erst gewöhnen muss, wenn man sonst in anderen Preisklassen unterwegs ist. Aber durchgängiger Kunststoff ist kein Mangel an Qualität, wenn er gut verarbeitet ist. Obwohl alles ein wenig wackelig und fragil wirkt, knarzt bei meinem Modell kein Gelenk. Und das ist das A und O beim Zocken, nichts nervt mehr, als wenn das Headset bei Bewegungen nervige Nebengeräusche von sich gibt. Und Plastik hat den Vorteil, leicht zu sein. So manches mit edlen Materialien verarbeitete Headset drückt irgendwann auf dem Kopf, das JBL Quantum 360 Wireless ist mit seinen 225 Gramm kaum zu spüren.

Ein jedes Headset startet also mit dem oft vernachlässigten Tragekomfort, weil man den eben erst nach einer längeren Tragezeit bemerkt. Neben einem geringen Gewicht sind der Sitz, der Anpressdruck auf den Ohren, die Ohrpolster und das Polster des Kopfbügels hier die entscheidenden Faktoren, ob ein Gaming-Headset früher oder später beim Spieler doch durchfällt. Aber all dies hat JBL trotz des geringeren Preises wirklich gut hinbekommen. Klar, es gibt keinen Standardkopf, aber der Anpressdruck ist angenehm, der Kopfbügel und dessen Polster üben keinen Druck aus und dass Ohren unter egal welcher Art von Polstern irgendwann schwitzen, liegt in der Natur der Sache bei einem Headset. Das ist auch beim hier verwendeten Memory-Schaum nicht anders.

Aber egal wie ein Gaming-Kopfhörer aussieht oder welche Materialien verwendet wurden, ohne Klang taugt alles nichts. JBL stattet die Quantum 360 Wireless mit nicht näher benannten 40-Millimeter-Treibern aus, die die den klassischen Frequenzgang von 20 Hz – 20 kHz abdecken, also genau dem, was das menschliche Ohr zu vernehmen in der Lage ist. Als Impedanz gibt man 32 Ohm an, ein Wert, der auch für Handys oder Smartphones geeignet ist, aber nicht wirklich richtig fein aufgelösten Klang ermöglicht, wie ihn zum Beispiel HiFi-Kopfhörer darstellen können. Hier ist die Impedanz bei Weitem höher, dafür funktionieren solche Geräte aber dann auch nur an der heimischen Anlage, weil sie nur dort genug Saft erhalten, um richtig aufspielen zu können.

Es wird also endlich Zeit zum Zocken. Da ich kein PC-Gamer bin, wird das Quantum 360 Wireless hier auch nur an der PS5 getestet. Bis auf die Xbox unterstützt das Modell neben mobilen Playern auch den PC, für den dort mit der JBL QuantumENGINE PC Suite eine eigene Software zur Anpassung des Headsets vorhanden ist. An der Playstation nimmt man den Sound so, wie er kommt bzw. wie ihn die Konsole ausgibt. Anschließen ist simpel, einfach den mitgelieferten Dongle in die Konsole stecken, das Quantum 360 anschalten und schon erkennt die PS5 automatisch das Headset.

Die Bedienung ist schnell eingeprägt, weil sie inzwischen ein Klassiker ist. Auf der linken Seite befinden sich zwei Drehregler für die Lautstärke von Audio und Mikrofon und ein Mute-Schalter, um selbiges stumm zu schalten. Alle Knöpfe sind gut erreichbar und dass man anfangs den Drehknopf für Sound und Mikro miteinander verwechselt, liegt in der Natur der Sache.

Ich zocke für mein Leben Racer aller Art und so starte ich natürlich auch hier mit Gran Turismo. Ich habe schon so viele Runden in so vielen verschiedenen Boliden auf allen vorhandenen Kursen gedreht, dass ich mir einbilde, jeden Soundeffekt schon mindestens Hunderte Male gehört zu haben. Ich weiß also, was mich erwartet, wenn ich durch Tunnel fahre, wenn die Reifen in Kurven den Grip verlieren, wenn ich andere überhole oder wenn es mich wegen Übermut ins Kiesbett verschlägt.

Als erstes fällt mir auf, dass die JBL Quantum 360 Wireless zwar recht laut aufspielen können, aber diese Lautstärke dann doch begrenzt ist. Ja, ich habe während des Zockens zwei Anrufe verpasst, aber dennoch finde ich persönlich, dass hier noch Luft nach oben ist.

Beim Klang bin ich überrascht, da auch ich JBL vornehmlich mit Bass verbinde. Ich habe schon unfassbar viele Gaming-Kopfhörer auf den Ohren gehabt und viel zu viele preiswerte Modelle kaschieren ihre mangelnde Qualität mit Tiefton, damit niemand merkt, dass das Headset außer Brummen und Dröhnen wirklich nichts kann, aber nicht so der JBL. Hier nimmt sich der Bass wohltuend zurück, so dass auch andere Frequenzen die Chance haben zu zeigen, dass sie vorhanden sind. Das heißt nicht, dass keine Dynamik vorhanden wäre, aber diese wird eben in einem angemessenen Rahmen präsentiert.

Und dennoch merkt man dem Quantum 360 Wireless an, dass es eben ein Einstiegsmodell für unter 100€ ist. In allen Bereichen ist Luft nach oben. Der Klang ist in keinem Bereich so dezidiert, so fein, als dass man als Spieler diesen ein Grinsen ins Gesicht zaubernden Aha-Momente hat, die ein jedes Spiel zu bieten hat, wenn die Sound-Designer ordentlich gearbeitet haben. Alles plätschert und klingt und tönt so vor sich hin, man hat guten Sound, um seine Umwelt auszublenden, aber mehr ist es dann eben auch nicht. Dafür kappt der Quantum einfach zu viele der Soundeffekte oben wie unten, die es für großartigen Klang benötigt, ähnlich wie es auch Spotify bei Musik tut.

Dies bemerkt man dann noch mehr bei Spielen, die auf Soundeffekte angewiesen sind und bei denen gerade diese Klangkulisse erst für die richtige Stimmung sorgt. Nun bin ich ohnehin kein Fan von Remakes – Nintendo hat das Recyclen von alten Spielen auf neuen Konsolen ja zur Königsdisziplin erhoben – auch deshalb, weil ich nicht bereit bin, den vollen Preis für das gleiche Spiel erneut zu zahlen. Aber egal, gerade Silent Hill lebt von seiner Atmosphäre. Wer das nicht glaubt, schaltet einfach mal den Ton in diesem oder aber auch in allen anderen Games stumm. Das Ganze wirkt nicht mal ansatzweise.

Sony selbst bewirbt auf der Website zum Game sowohl den fesselnden Sound, als auch die 3D-Sound Optionen zu Silent Hill 2 Remake. Der JBL Quantum 360 Wireless gibt sich alle Mühe, für die Stimmung zu sorgen, die den Titel schon vor Jahren als besten der Silent-Hill-Reihe ausgezeichnet hat. Das gelingt auch gut, aber auch hier sind es die Feinheiten, die Nuancen, die einen richtig guten Klang ausmachen, die mir hier fehlen. Ja, es poltert und man erschrickt, die Soundkulisse lässt die Nackenhaare vibrieren, aber wer einmal einen Audeze Maxwell >>> auf den Ohren hatte, der selbstverständlich in einer ganz anderen Liga und Preisklasse spielt, der hat auch hohe Ansprüche. Weil dieser Vergleich unfair ist, ziehe ich den auch nicht, aber auch 99€ können je nach Situation viel Geld sein.

Zockt man mit Freunden, ist ein Mikrofon unerlässlich, sei es, weil man im Team mit- oder gegeneinander zockt oder aber auch einfach nur, um während des gemeinsamen Spiels zu quatschen. Die Sprachqualität scheint vernünftig zu sein, denn keiner meiner Spielkameraden beschwerte sich während des Online-Treffens über unverständliche Sprachausgabe. Die Verbindungsqualität zwischen Headset und Dongle ist erstaunlich stark, selbst als ich mir während des chattens in der Küche Kaffee nachgoss, hielt die Verbindung – und beide Räume liegen in meinem Tanzsaal an den jeweils entgegengesetzten Enden der Wohnung.

Den Akku habe ich trotz vorgeladenem Headset vor dem Test voll aufgeladen, dieser hielt während des Testzeitraums fast die avisierten 22 Stunden. Und da Akkus ja erst einmal zum Leben erweckt werden müssen, wird man vermutlich diesen Zeitraum im Laufe des Gebrauchs auch noch überschreiten können.



Link zum Hersteller: JBL Quantum 360 Wireless