Nun auch Denon+ im Abo – wann beginnt eigentlich die persönliche Abo-Falle?

Abos sind Teil unseres täglichen Lebens geworden. Klar, schließlich ist ein Abo auf kurze Sicht erst einmal günstiger als ein Kauf. Kleine Summen sind überschaubarer als eine große Summe auf einen Streich, monatliche kleine Abbuchungen erscheinen günstiger, als vielleicht für den gewünschten Artikel den Dispo in Anspruch zu nehmen oder aber – wie gruselig – noch eine Weile auf diesen Wunsch ansparen zu müssen. Bedürfnisse müssen schließlich sofort befriedigt werden. Aber so funktioniert unsere, auf Konsum und Wachstum ausgelegte, freie Marktwirtschaft und das ist völlig legitim und großartig. Aber was ist eigentlich mit dem Überblick über die eigenen Abos – und hier spreche ich noch nicht vom Leasing für das neue Auto oder dem Handy-Vertrag, um ja das neue iPhone zu erhalten?

Oehlbach Gaming - New Game

TV über ein Abo zu schauen, ist zur Normalität geworden. Netflix, SKY, Disney+, Apple-TV, Amazon Prime, DAZN, Magenta TV, Discovery+ und so viele andere bieten die abendliche Unterhaltung auf dem Bildschirm für vermeintlich kleines Geld an. Wer alle Abos nutzen will, ist hier schnell bei einer guten dreistelligen Summe im Monat, je nachdem, welches der vielen Pakete gebucht wird. Gerade SKY tut sich hier mit einer fast schon unübersichtlichen Auswahl der verschiedenen Abo-Möglichkeiten hervor. Wer wie ich Bundesliga schauen möchte, muss also SKY für 44,99€ und DAZN für 34,99€ buchen. Nach den letzten Preiserhöhungen bin ich damit bei monatlichen 79,98€. Möchte ich vielleicht auch die Champions- und Euro-League schauen, kommen 8,99€ für Amazon Prime und 5,99€ für RTL+ hinzu. Das macht nur für mein Hobby Fußball 94,96€ im Monat – und das sind bereits 4 Abos.

Ich bin ich aber auch Snooker-Fan, demnach benötige ich Eurosport und damit als Kabel-Verweigerer auch Magenta-TV. Als Telekom-Glasfaser-Kunde erhalte ich für 7€ zusätzlich also hier das volle TV-Paket, spare mir aber damit bereits im einfachsten Tarif das Abo für RTL+, weil das bereits bei Magenta TV inklusive ist. Nun habe ich also Fußball und Snooker komplett und über 160 Sender bei Magenta TV – von denen ich gelegentlich mal ARD und ZDF für eine Länderspiel-Übertragung nutze oder aber DMAX für seichte Unterhaltung ohne Nachdenken. Will ich nun auch noch halbwegs aktuelle Filme und Serien schauen, kommen zwangsläufig Netflix, Amazon Prime und vielleicht auch Disney+ oder SKY hinzu. Wie man es dreht und wendet, allein in Sachen Unterhaltung wird monatlich eine größere Summe abgebucht. Und diese Unterhaltung wird inzwischen durch zunehmende Werbung während einer Live-Übertragung oder während eines Films eingeschränkt – entgegen dem einstigen Versprechen aller Anbieter, kostenpflichtiges Streaming ohne Werbung anzubieten.

Wer jetzt auch Musik hört, abonniert nebenbei noch einen der zahlreichen Streaming-Dienste wie Spotify, Tidal oder qobuz. Anmerkung in eigener Sache: Ich habe jetzt nach der letzten Preiserhöhung endgültig Spotify gekündigt. Gleichbleibend schlechte Sound-Qualität für nun 14,99€ monatlich, von denen nur ca. 0,004 Cent pro gestreamten Song beim Künstler ankommen sind irgendwann genug. Ich gönne mir Tidal für 10,99€ und habe all meine Musik in Hi-Res Qualität.

Auf mich als Gamer kommen weitere Kosten hinzu. Hier steht alles Spielbare von Xbox Series X, Playstation 5, Nintendo Switch 2 bis hin zum Gaming-PC. Nun ist es müßig darüber zu diskutieren, dass ich Software meist nur noch als digitalen Download erhalte, der nach aktueller Rechtsprechung nicht mein Eigentum ist, sondern lediglich eine Miete (oder ein Abo) für die Dauer der Nutzung darstellt, bis der Game-Server abgestellt wird. Hier schränke ich mich inzwischen ein und abonniere tatsächlich nur noch den Xbox Game Pass Ulltimate für 17,99€ im Monat, teils weil ich weniger Zeit zum Zocken habe und teils weil bei uns im Freundeskreis die Xbox die Wahl der Konsole für Online-Games ist und andere Abos damit nicht in Frage kommen. Außerdem nähert sich der Playstation-Shop inzwischen dem Game Pass an, weil Games nicht mehr exklusiv sind. Weiterhin hat dieses Abo den Vorteil, Fehlkäufe auszuschließen, weil ich mir Software einfach herunterladen und testen kann, statt sie zu kaufen. Call of Duty: Black Ops 6 hätte ich sonst als Türstopper verwendet, so habe ich das einfach von der Festplatte gelöscht.

Ein Abo ist per se nicht schlecht, hält es doch die Kosten vermeintlich gering. Aber einige Hersteller pervertieren inzwischen Abo-Modelle. Im Jahr 2000 startete Adobe mit der Creative-Suite die „Software-as-a-service“ Entwicklung, der sich heute mehr und mehr Unternehmen anschließen. Das an sich wäre kein Problem, wenn nicht Unternehmen wie Corel wahlweise ein Abo oder aber die vollständige Version der Corel Graphics Suite zum Kauf anbieten würden. Ich kann mich also für einmalige 465€ für ein Update meiner bisherigen Version entscheiden oder aber für 18,25€ monatlich die Software im Abo erhalten. Seltsam wird es dann aber, wenn wie hier spezielle Funktionen wie Corel Draw Web nur erhältlich sind, wenn ich ein Abo abschließe. Daher bleibe ich bei meiner alten Version der Corel Graphics Suite 2018, die auch heute noch all meine Bedürnisse als Semi-Profi erfüllt.

Ein Abo ist aber nun nicht mehr nur auf Streaming oder Software beschränkt. Die Frau an meiner Seite liebt ihren Thermomix und auch ich lasse mich gelegentlich dazu hinreißen, hier ein Süppchen zu kochen oder aber Reis zu garen. Aber hier ist die Hardware ohne die Software nutzlos, denn entsprechende Rezepte kann ich nur über das Display des Thermomix aufrufen und zubereiten. Aber diese erhalte ich nicht ohne das monatliche Abo der Cookidoo-App für 60€ im Jahr.

Richtig pervers wird es, wenn Funktionen eines Elektro-Autos nur gegen ein Abo freigeschaltet werden. So ließ sich BMW die Sitzheizung extra bezahlen, obwohl diese bereits verbaut war. Die Kunden haben dieses Abo-Modell jedoch abgestraft. VW probiert es dennoch und schaltet – vorerst nur in Großbritannien – die volle Leistung des ID.3 von 170kW nur gegen eine monatliche Abo-Gebühr von 19€ oder aber eine Einmalzahlung von 754€ frei. Ansonsten bleibt die Leistung auf 150 kW gedrosselt. Man begründet das mit den sich verändernden Ansprüchen von Kunden. Ich kann mich allerdings nicht daran erinnern, mich jemals über zu viel PS in meinen Autos beklagt zu haben. Es bleibt zu hoffen, dass der Konzern mit dem größten Abgas-Skandal auf diesem Planeten auf seinen Autos sitzen bleibt, weil die Kunden diese Frechheit verweigern.

Nun folgt auch Denon diesem Muster des Abos und bietet mit Denon+ vorerst die In-Ears Denon Perl im monatlichen Abo für 11,80€ bzw. 15,73€ an. Das Abo bietet dem Kunden kostenlose Upgrades an, wenn man in seinem definierten Geräte-Aktualisierungsintervall auf ein Gerät mit gleichem oder geringeren Wert umsteigt. Möchte man auf ein höherwertiges Gerät umsteigen oder innerhalb dieses Intervalls das Gerät wechseln, können zusätzliche Gebühren anfallen. Also ist kostenlos dann doch nicht wirklich kostenlos?

Der Plan, der sich beim Klick auf den Button „Denon+ abonnieren“ öffnet, ist dann doch verwirrend, denn hier scheint das nirgendwo erklärte und definierte Upgrade, für das oben Mehrkosten anfallen können, nun doch im Preis inklusiv zu sein?

Denon+ with Denon PerL Pro (White)

Denon+ Mitgliedschaft mit Denon PerL Pro. enthält:

  • Upgrade nach 12 Monaten
  • Exklusive monatliche Angebote
  • Exklusive monatliche Musik
  • Schutz bei Verlust
  • Jeden Monat die Chance zu gewinnen

Dazu kommt ein einmaliges Angebot, bei dem auch personalisierter Sound über Masimo AAT angeboten wird:

Denon PerL Pro (White)

Erstellen Sie ein personalisiertes Klangprofil mit der Masimo Adaptive Acoustic Technology (AAT) fuer Audio, das perfekt auf Sie abgestimmt ist. Ergaenzt durch CD-Qualitaet mit Qualcomm aptX Lossless-Technologie und raeumlichen Klang von Dirac Virtuo fuer ein unvergleichliches Hoererlebnis.

  • Personalisierter Klang ueber Masimo AAT
  • Lossless- und Raumklang
  • Denon Signature Sound
  • 8 Stunden Akkulaufzeit*, 24 ueber das Ladecase**
  • Adaptives Active Noise Cancelling
  • Wetter- und schweisresistent

Ich finde es bemerkenswert, dass Raumklang, Akkulaufzeit, ANC und Wetterfestigkeit Teil eines Vertragsabschlusses sind, da sie zur grundlegenden Ausstattung der Kopfhörer gehören. Und auch die hier gesondert beworbene Klangpersonalisierung war zum Zeitpunkt unseres Tests der Denon PerL noch Teil der In-Ears. Das komplette Angebot wirkt also wenig durchdacht. Mir erschließt sich der Sinn dahinter nicht, eine Mitgliedschaft bei Denon+ abzuschließen und ein paar In-Ears im Wert von 180€ im Abo zu erhalten, welches nicht genau definiert ist. Denn was meint man bei Denon mit „Upgrade“? Weiterhin landet man beim Klick auf den Abo-Button sofort im Kassensystem, der oben angegebene Geräte-Aktualisierungsinterval ist nirgendwo zu finden. Unter dem Strich hinterlässt dieses Angebot bei mir einen sehr faden Beigeschmack.

Wer sich für das Angebot interessiert, schaut hier auf den Link:
Denon+ Mitgliedschaft

Unseren Test aus dem September 2023 zu den Denon PerL findest du hier >>>