Mein zweiter Test, seit ich mich in der HiFi-Branche bewegen darf, war im Jahr 2012 die Soundbar Yamaha YAS-201. Seitdem hatte ich so viele der Soundriegel in den Händen. Davon waren manche einfach Produkte, die der Hersteller nur auf den Markt brachte, um mit einem solchen vertreten zu sein, andere hingegen wie der Soundgigant Nubert nuPro XS-8500 RC waren unfassbar gut. Und der Markt der Soundbars boomt weiterhin, fast jeder Hersteller, der auf irgendeine Art und Weise Lautsprecher produziert, hat auch die eine oder andere Soundbar im Portfolio. Nachdem wir vor Kurzem bereits die Sharp HT-SB100 in den Fingern hatten, dürfen wir nun mit der Sharp HT-SBW320 die kleinste Soundbar aus deren Portfolio testen.

Bereits auf der diesjährigen IFA bekam ich die Sharp HT-SBW320 zum ersten Mal vorgeführt und ich war über deren Leistungsvermögen überrascht. Auf den Deutschen HiFi Tagen in Darmstadt hatten wir die kleine Soundbar bei uns am Stand und ließen den Gaming-Sound von Gran Turismo und Astro Bot auf der Playstation 5 über den Riegel laufen. Aber das sind Messen und die dortige Akustik ist nicht vergleichbar mit den eigenen vier Wänden. Von daher steht die SBW320 nun vor meinem Gaming-TV und muss sich hier in der Stille meines Heimkinos beweisen. Mein Yamaha Setup hat also für die Dauer des Tests Pause.
Design – Überraschung, es ist eine Soundbar!
Das Auspacken einer Soundbar mit Subwoofer gestaltet sich durch den L-förmigen Karton immer etwas abenteuerlich, aber wenn man den kleinen Riegel das erste Mal in der Hand hält, staunt man nicht schlecht. Denn wenn man hier fälschlicherweise Größe und Gewicht mit Qualität gleichsetzt, dann dürfte nicht mehr als Midi-Gepiepse aus dem Barren kommen. Dem ist aber zum Glück nicht so. Beim Design lässt sich bei einer Soundbar nicht wirklich viel bewerkstelligen. Die Aufgabe einer Soundbar ist, sich unauffällig vor dem Flachbildschirm legen und möglichst großartigen Sound zu produzieren.
Und dennoch macht die kleine Sharp HT-SBW320 hier schon einen ganz anderen Eindruck als so viele andere. Denn statt Kunststoff wohin das Auge blickt, ist der Riegel bis auf die Seitenteile vollständig mit Stoff ummantelt. Nicht dass das beim Klang einen wesentlichen Unterschied machen würde, aber allein diese Haptik und Optik vermitteln schon beim Auspacken Hochwertigkeit. Und auch vor dem TV sieht Stoff einfach ästhetischer aus, als durchgängig schwarzer Kunststoff. Ein weiterer, so häufig unterschätzter optischer Vorteil ist, dass Stoff nicht so staubanfällig ist, wie Plastik. Wie häufig hat man das Staubtuch zur Hand, um seine Anlage auf Hochglanz zu halten?
Durch die extrem schmale Bauform passt die SBW320 vor so gut wie jeden TV, ohne das Bild zu beschränken oder auf andere Art die Optik zu stören.

Technik – der Ersatz für die TV-Speaker?
Mit den Maßen von 65,1 x 7,4 x 3,6 Zentimetern und einem Gewicht von nur 900 Gramm gehört die SBW320 zu den kleinen Vertretern ihrer Gattung. Und damit kann in dem Riegel eigentlich auch kaum mehr verbaut sein, als in einem flachen TV-Display – oder doch? Fakt ist, dass die Soundbar trotz ihres fast schon lächerlich geringen Volumens einen um so viel besseren Sound ausgibt, als es ein TV-Speaker kann.
Grund dafür sind die 1,25 Zoll großen Neodym-Hochtöner in Verbindung mit zwei weiteren 1,2 x 4,1 Zoll großen Treibern, die eine angegebene Ausgangsleistung von 360 Watt bringen sollen. Für den Tiefton sorgt der mitgelieferte Subwoofer mit einem 5,25 Zoll Treiber. Und dieser Sub ist wie die Soundbar extrem klein und damit war mein erster Gedanke, diesen wie den Nubert nuSub XW-800 slim unter dem Sofa zu platzieren, zumal Sub und Barren per Funk miteinander gekoppelt werden. Ist die SBW320 ein optisch hübsches Stück Technik, hat man sich beim Sub hingegen nur auf das Nötigste beschränkt. Vollständig aus MDF gefertigt wirkt der Tieftöner neben der mit Stoff ummantelten Soundbar wie bestellt und nicht abgeholt. Aber gut, der soll Tiefton produzieren und keine Design-Preise gewinnen.

Technisch muss heute ein jeder Speaker, der für den TV-Bereich genutzt wird, mit einem Dolby Atmos Logo aufwarten können. Ohne Raumklang, egal ob echt oder virtuell, ist heute in Sachen Heimkino nichts mehr zu machen, obwohl noch immer die wenigsten Anwender wirklich in der Lage sind, ihr System korrekt ein- und auszurichten.
Aber egal, Hauptsache die heimische Anlage kann Dolby Atmos, ebenso wie es die Sharp HT-SBW320 auch kann. Weitere Audioformate sind Dolby True HD, Dolby Digital Plus, Dolby Digital und DTS V:X, somit sollte der bestmögliche Sound für jeden Stream verfügbar sein. Um diesen Sound entsprechend vom TV an die Soundbar zu transportieren, verfügt der kleine Riegel über einen eARC- fähigen HDMI-Eingang. Dieser eine HDMI-Zugang bedeutet, dass alle weiteren Zuspieler wie Konsolen, direkt mit dem TV verbunden werden müssen.

Vor meinem 65 Zoll TV wirkt die kleine Sharp HT-SBW320 fast schon ein wenig verloren, zu zierlich sind deren Abmaße im Vergleich. Ist die Soundbar in Betrieb, fällt das kleine, hinter dem Stoff versteckte Matrix-Display auf. Hier werden alle wichtigen Infos angezeigt. Da man diese aber nicht ständig benötigt, schaltet sich die in drei Stufen dimmbare Anzeige nach wenigen Sekunden wieder ab. Nichts nervt bei einer Soundbar mehr, als eine ständig leuchtende Anzeige, die im schlimmsten Fall vom Geschehen auf dem Bildschirm ablenkt.
Die Bedienung erfolgt entweder – auf das Nötigste beschränkt – direkt mit einem kleinen Panel auf der Soundbar oder aber über die mitgelieferte Fernbedienung. Nun ist heute eine solche Fernsteuerung kein Wunderwerk der Technik mehr, daher konzentriert man sich auch bei Sharp auf ein minimalistisches Design, welches trotzdem in der Bedienung keine Wünsche offenlässt. Das ist einwandfrei gelungen. Wenige Knöpfe und das fast schon klassische Steuerkreuz sorgen für volle Funktionalität des Barrens.

Gaming-Soundcheck – so viel Power überrascht!
Meine Erwartungshaltung an die Sharp HT-SBW320 war wirklich groß, da ich den kleinen Barren wie erwähnt bereits auf Messen am Stand hatte. Aber um dem Fazit hier schon ein wenig vorweg zu greifen, hat mich die Soundbar zu Hause positiv überrascht, zumal jetzt auch der Subwoofer richtig zur Geltung kommt. Der verbindet sich nach dem Anschließen und Anschalten der Soundbar automatisch, kein langes Pairing oder sonstige Knopfakrobatik.
Etwas erschreckt hat mich, dass die kleine Soundbar offenbar bereits ab Werk auf Pegel eingestellt ist, die alle sonstigen Geräusche regelrecht niedermähen. Der hektische Griff zur Fernbedienung schaffte hier Ordnung. Als erstes Game durfte das Lieblingsspiel der kompletten konsolenfan-Redaktion und der Messe-Vorzeigetitel Brotato der SBW320 die ersten Töne entlocken. Und was sich auf der Messe bereits angedeutet hatte, bestätigte sich dann noch besser im heimischen Gaming-Zimmer.
Üblicherweise stelle ich bei Games die nervige Hintergrundmusik aus. Bei Brotato gehört die dazu, Punkt! Das Game gehört zu den Titeln, die weit über Zimmerlautstärke einfach noch mehr Spaß machen, also mussten meine Nachbarn wieder einmal 20 Level voller fieser Aliens, unterschiedlicher Waffen und einem überraschend dynamischen Bass über sich ergehen lassen. Aber die kennen meinen Job und sind zum Glück tiefenentspannt, wenn ich tagsüber zocke und mit Kino-mäßiger Lautstärke eine Soundanlage teste.

Auch Wreckfest Teil 1 gehört zu den Titeln, die wir aufgrund ihrer simplen Eingängigkeit, aber starken Soundkulisse immer wieder auf Messen zu stehen haben, um Soundsysteme im Gaming zu präsentieren. Bis zu 24 Fahrzeuge, die sich im Laufe eines Rennens auf Strecken mit Gegenverkehr, Loopings oder Kreuzungen in ihre Bestandteile auflösen, machen akustisch Eindruck. Und auch hier spielt die Sharp HT-SBW320 ganz groß auf. Wenn Scheiben klirren, Blech sich verbiegt oder Fahrzeuge sich gegenseitig zu Schrott fahren, erfordert das eine umfangreiche Soundkulisse für ein authentisches Spielvergnügen.
Aber es spielt eigentlich keine Rolle, welches Game ich gestartet habe, denn die SBW320 macht beim Zocken einfach Spaß und lässt ein jedes Game auch akustisch aufleben – egal ob das die ganz großen Töne in einem Shooter oder Racer oder die eher zurückhaltenden bei einem RPG sind.
Gaming ohne Bass? Auf gar keinen Fall!
Dass die Soundbar Klang kann, hatte ich erwartet. Was ich nicht erwartet hatte ist, dass der kleine Subwoofer solche Power an den Tag legen wird. Denn den Tieftöner hatten wir auf den Messen nicht zu stehen. Nun ist Bass Geschmackssache, daher lässt sich dieser in fünf Stufen regulieren. Bin ich bei Musik derjenige, der einen eher moderaten Bass bevorzugt, darf es dafür bei Games dann auch richtig zur Sache gehen. Und das tut der Sub tatsächlich. Und der kann noch mehr, wenn man den korrekt positioniert.
Denn statt dieses optische eher zweckmäßige Gerät neben dem Phonoregal aufzustellen, packte ich den aufgrund seiner schlanken Bauform unter das Sofa. Gerade bei preiswerteren Subwoofern lässt sich der Tiefton orten, unter dem Sofa hingegen bekommt der Bass noch einmal eine vollkommen andere Dimension. Denn nun wird Gaming nicht nur ein akustisches Erlebnis, sondern die Dynamik lässt sich körperlich fühlen. Und gerade Brotato bekommt noch einmal eine andere Intensität, wenn die Aliens aus allen Richtungen angreifen und Waffen wie die Schrotflinte diese daran hindern, uns das virtuelle Lebenslicht auszublasen. Wer also die Chance hat, den kleinen Sub unter dem Sofa zu platzieren, sollte das auch tun.

Und sonst so?
Natürlich musste sich die kleine Sharp HT-SBW320 auch beim abendlichen Binge-Watching beweisen. Die Frau an meiner Seite steht seit Vikings auf Wikinger aller Art, obwohl sie sich bei den teils brutalen Gemetzeln immer die Hände vor die Augen hält. Da lag es also nahe, die begonnene Serie The Last Kingdom auch mit der Soundbar statt der Heimkino-Speaker fortzusetzen. Was ich allerdings nicht gemacht habe ist ihr zu erzählen, dass statt der Lautsprecher nun die Soundbar aufspielt. In einer der unweigerlich folgenden Massenschlachten kam dann endlich die Frage, warum der Ton heute anders ist und warum das Sofa vibriert?
Um es kurz zu machen: Auch für den Film oder die Serie ist die Soundbar eine erstaunlich gute Wahl, obwohl hier natürlich der qualitative Unterschied zu Standlautsprechern oder einem vollständigen Heimkino vorhanden ist. Aber dennoch haben mich der kleine Barren und auch der Sub noch einmal positiv überrascht. Wer weder Platz, noch Lust hat, ein vollständiges Setup aus vielen Lautsprechern aufzustellen und zu verkabeln, trifft auch mit dieser kleinen Soundbar eine gute Wahl.
Das Einzige, womit ich nicht warm werde ist, Musik über eine Soundbar zu hören. Das liegt aber nicht an der Sharp HT-SBW320, sondern an der bauartbedingten Form einer Soundbar im Allgemeinen. Ich persönlich mag das Abstrahlverhalten bei Musik nicht wirklich und habe deshalb in fast jedem Raum ein HiFi-Setup mit entsprechend guten Lautsprechern zu stehen. Ich belasse es daher in diesem Test beim Gaming und beim Film. Aber ja, für das Streaming zwischendurch und für eine Klangkulisse im Hintergrund kann man auch die Soundbar nutzen.
Fazit:
Wer bei einem Preis von um die 200€ für die Sharp HT-SBW320 noch immer seine TV-Speaker zum Zocken nutzt, der gehört nicht nur verhauen, dem muss man auch seine Konsole wegnehmen. Hatte mich die Soundbar schon auf Messen mit zahlreichen anderen Umgebungsgeräuschen mitgenommen, so war das Erlebnis zu Hause noch einmal ein anderes.
Im Laufe des Testzeitraums war die SBW320 im Dauerbetrieb, egal ob beim Gaming oder dem Streaming von Film oder Bundesliga. Und auch wenn ich üblicherweise ein 5.1.2 System hier zu stehen habe, hat die kleine Soundbar geliefert. Selbstverständlich ist dieser Vergleich der von Äpfeln und Birnen und dennoch konnte ich mit der abgelieferten Soundkulisse gut umgehen und diese genießen. Auch wenn Dolby Atmos virtuell ausgegeben wird, so waren die Effekte teils überraschend gut.
Unter dem Strich steht hier eine richtig gute Soundbar, der man einen solchen Klang aufgrund von Größe und Preis weder zutraut, noch ansieht. Und auch die Optik mit dem Mantel aus Stoff wirkt hochwertiger, als es die 200€ vermuten lassen. Mit der Sharp HT-SBW320 bewahrheitet sich das, was wir bei konsolenfan immer wieder gerne kundtun: Guter Gaming-Sound zum Einstieg muss nicht teuer sein!

Link zum Hersteller: Sharp HT-SBW320
